Elternbrief des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums
von Montag, dem 26. Juni 2000

Redaktion: Peter Gehrmann

 

 

Das Gesicht des FSG ändert sich

Das gehört zum normalen Veränderungsprozess einer Schule. Das Gesicht einer Schule wird vor allem durch Menschen und deren Aktivitäten geprägt. 

Die vielfältigen Aktivitäten und neuen Konzepte, die in diesem Jahr entwickelt wurden, haben Sie stets in den Elternbriefen nachlesen können. Neue Ideen haben das Angebot und Erscheinungsbild unserer Schule verändert und wir hoffen verbessert. 

Zum Ende eines Schuljahres verlassen viele Schülerinnen und Schüler unsere Schule. 110 Abiturientinnen und Abiturienten haben in diesem Jahr im Theater ihr Zeugnis in Empfang genommen und mit einer großen Feier ihren Abschied gestaltet. Wir freuen uns über dieses sichtbare Zeichen von neun Jahren erfolgreicher Unterrichtsarbeit. Diese Stufe hat natürlich auch das Gesicht des FSG geprägt.

Viele Schülerinnen und Schüler verlassen mehr oder weniger freiwillig auch in anderen Jahrgangsstufen das FSG. Insbesondere in den Klassen 10 ist das der Fall. Und die Klassen 10 nehmen den Übergang in die Oberstufe mit der Auflösung der Klassenverbände zum Anlass noch einmal Abschied zu feiern, in zwei Fällen sogar mit einem Abschlussball. 

Fünf neue Klassen werden im nächsten Schuljahr für unsere neuen Schülerinnen und Schüler eingerichtet. Es wird eine Weile dauern bis sie 

das Bild unserer Schule bewusst prägen werden, aber wir freuen uns schon auf diese neuen Gesichter. Mit ihren Kindern kommen und gehen auch Eltern. Wir hoffen, dass sie uns in guter Erinnerung behalten und über unseren Förderverein oder Steinis e.V. verbunden bleiben bzw. demnächst aktiv am Schulleben teilnehmen. 

Am nachhaltigsten wird das Gesicht unserer Schule allerdings dadurch verändert, dass vier Kolleginnen und Kollegen zum Ende des Schuljahres pensioniert werden. Frau Nottebaum und Frau Schöpe, Herr Evers und Herr Schwedes haben über viele Jahre das Erscheinungsbild des FSG nachhaltig geprägt. Wir freuen uns für die Kolleginnen und Kollegen, dass sie in ihren wohlverdienten Ruhestand treten können. Für die Schule ist es ein Verlust, wenn solche Menschen gehen. Das Bild einer Schule wird in erster Linie durch die dort arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer bestimmt. Wenn unsere Schule heute ein wie ich meine positives Erscheinungsbild hat, ist dies kein kurzfristiges Ergebnis, sondern das Ergebnis vieler Jahre guter Arbeit und daran sind natürlich besonders die Kolleginnen und Kollegen beteiligt, die jahrelang am Stein gewirkt haben. Vielen Dank an Frau Nottebaum und Frau Schöpe, Herrn Evers und Herrn Schwedes.

Dr. Jürgen Czischke, Schulleiter




Die Russen waren da!!! – Oder: Wie wir zwei Wochen mit russischen Austauschschülern erlebt (teilweise überlebt) haben

In diesem Jahr ist es, nach zweijähriger Pause, Frau Scholle und ihren Kolleginnen der Goetheschule in St. Petersburg geglückt einen Austausch zwischen russischen Schülern und elf freiwilligen Russischschülern des FSGs zu organisieren. Wir waren alle anfangs natürlich gespannt, wen wir bekommen und wie wir uns verstehen würden. 

Also trafen wir uns am Sonntag, dem 26.3. um 8.15 Uhr in Dortmund um zum Düsseldorfer Flughafen zu fahren. Natürlich hatte der Flieger Verspätung und wir warteten, mit Luftballons ausgerüstet, und hofften, dass irgendwann jemand aus dem Flugzeug steigen würde. Als sie dann endlich ’rauskamen entstand ein heilloses Durcheinander, weil jeder seinen Austauschschüler suchte. 

Auf der Rückfahrt nach Lünen hatten wir dann genug Zeit uns erst mal Hallo zu sagen und zu sehen wie wir uns verstehen. Aber da die meisten Schüler der Goetheschule schon seit mehr als sieben Jahren Deutsch lernen, gab es zumindest mit der Sprache keine Verständigungsprobleme. Die Gefühle waren allerdings recht gemischt, denn obwohl es kulturell gesehen keine so starken Probleme gab, gab es trotzdem persönliche, was aber den Personen selbst lag. 

Aber trotz aller Schwierigkeiten, die sich nun einmal ergeben können (aber nicht müssen), gab es auch sehr viele positive Seiten des Austausches. Unsere Fahrten nach Zwolle, Münster und Köln waren ziemlich lustig, auch wenn das Pflichtprogramm, zum Beispiel Stadtführungen, teilweise etwas langweilig war. 

Ein besonderer Erfolg war die Abschlussfeier. Der Höhepunkt des Programms war ein russischer Tanz, der von einer russischen Austauschschülerin und von einer deutschen Gastgeberin vorgeführt wurde. 

Es entstanden ein paar Freundschaften, was zu Anfang vielleicht noch nicht zu erwarten gewesen wäre. Wir haben alle gemerkt, dass es eine Herausforderung ist, sich zwei Wochen auf einen völlig fremden Menschen einzulassen und ihn an seinem Privatleben teilhaben zu lassen. Die größte Schwierigkeit war es den russischen Schülern einen interessanten Aufenthalt zu bieten. Das ist ziemlich anstrengend, weil man dann natürlich keine Zeit für sich selbst hat und man immer etwas unternehmen muss. Wir denken, das war auch der größte Konfliktauslöser. Aber wenn man mit seinem Gast darüber gesprochen hat, dass man auch mal eine Auszeit braucht, war das kein Problem mehr. Die Erfahrung hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir freuen uns, wenn auch in dezimierter Anzahl, im September die ganze Russischtruppe wiederzusehen. Abschließend kann man wohl sagen, dass wir alle Spaß am Austausch hatten – die einen bei der Ankunft, die andern bei der Abfahrt. 

Anna Böhmer und Marianne Feldmann, 10d




Not in allen Ecken

Am Freitag, dem 25.03.2000 hieß es für den Literaturkurs »Theater« von Frau Hochrein: Uraufführung des zweiten Stückes Not in allen Ecken. Hierbei handelt sich es um das umgeschriebene Märchen Hänsel und Gretel.

Wir haben uns auch darauf geeinigt unser Stück zu einer Art Improvisations- und Körper-Theater aufzubauen. Das heißt, dass wir keine feststehenden Texte zur Verfügung stehen haben, sondern nur einen geregelten Ablauf. Zum anderen bedeutet es auch, dass wir keine Hilfsmittel wie Maske, Requisiten oder Kulisse benutzen dürfen. Unsere Kulisse wie z. B. Bäume, Knusperhaus, Ofen, Wasser und so weiter müssen wir selbst darstellen. Das Märchen selbst handelt auch nicht nur von Hänsel und Gretel, sondern diese treffen im Verlaufe des Stückes auf einige andere bekannte Märchenfiguren. Da wir dieses Märchen für Kinder gemacht hatten, führten wir es auch in der Viktoria-Grundschule auf. Als wir dort ankamen, mussten wir uns zuerst mit der neuen Umgebung vertraut machen und die Bühne inspizieren. Danach wärmten wir uns mit ein paar Lockerungsübungen auf. Als dann aber die Kinder hereinstürmten, kriegten einige schon Angst. Aber diese Aufregung war umsonst. Die Kinder waren außerordentlich lieb, nett und schienen völlig begeistert von unserem Stück. Die ersten Lacher gab es schon am Anfang. Auf der Bühne sitzt eine Großmutter, um sie herum viele kleine Kinder (natürlich alle von uns selbst dargestellt). Dann beginnt die Großmutter das Märchen von Hänsel und Gretel zu erzählen. Die Kleinen um sie herum unterbrechen sie allerdings mit Einwürfen wie: Ich muß mal aufs Klo! oder Gibt´s das auch auf Gameboy? Das Letztere fanden unsere Zuschauer besonders komisch, zweifellos waren sie auch vom Gameboy-Fieber angesteckt. 

Mit der Wahl der Stiefmutter von Hänsel und Gretel trafen wir auch genau ins Schwarze, wer Daniela Kampmann schon einmal in Aktion gesehen hat, kann das sehr gut nachempfinden. Die böse, sich immer durchsetzende Stiefmutter gab wieder allen Grund zum Lachen. Aber auch unsere Hexe (Nicole Schipper) war sehr überzeugend. Die Stimme konnte schräpiger nicht sein, und ihr Auftritt war im Allgemeinen einfach sensationell. Einige andere von uns eingebaute Gags fanden ebenfalls Anklang. 

Am Schluss befragten wir die Kinder nach ihrer Meinung über unser Stück, ob es ihnen gefallen hat und was man vielleicht noch verbessern könnte. Aber alles was man von ihnen hörte, war einfach nur positiv, sie waren wirklich vollkommen begeistert. Dass manche zu leise oder etwas zu schnell gesprochen haben, ist im Prinzip kein großes Problem. Dies sind nur Kinderkrankheiten aufgrund der Aufregung, die man aber schnell wieder auskurieren kann. 

Mit diesem Stück wollten wir uns eigentlich für ein Theater-Festival in Soest qualifizieren, aber leider schien die Jury, die uns beobachtet hatte, zu glauben, dass wir nicht allzu interessiert wären, da dieses Festival diesmal ganz auf Kinder und ihre Theatergruppen abgestimmt ist und nicht auf Jugendliche wie uns. Schade eigentlich! 

Am 24.05.2000 führten wir unser Stück erneut vor. Diesmal allerdings in Dortmund vor einer Gruppe geistig Behinderter und ihrer Betreuer. Ich denke, dass war ziemlich schwierig für uns alle. Schon als wir dort ankamen, erhielten wir den ersten Schock, unsere Zuschauer saßen bereits auf ihren Plätzen und erwarteten mit Spannung unsere Vorführung. Die Bühne schien ziemlich klein und völlig fremd für uns. Wir hatten nicht einmal mehr Zeit uns warm zu spielen und mussten sofort beginnen. Wie sich herausstellte, hätte uns eine kleine Eingewöhnungszeit nicht geschadet. Am Anfang des Stückes standen wir quer auf der Bühne verteilt und jeder erzählte das Märchen, aus dem er im Verlauf der Vorführung eine Figur darstellen musste. Normalerweise sehen wir unserem Publikum dabei in die Augen, doch das ergab sich hierbei als Problem. Man überlegte sich, ob man die Behinderten jetzt ansehen sollte oder nicht, denn schließlich ist es ja unhöflich, solche Menschen anzustarren und so etwas hätte man leicht als anstarren interpretieren können. Es kam, wie es kommen musste, es ging einiges schief. Einige Anweisungen waren falsch und so fehlten zu guter Letzt ganze Szenen. Aber zum Glück kannte keiner der Anwesenden (ausser wir selber) den Ablauf des Stückes und so schien es eigentlich sehr gelungen. Viele Dinge wie zum Beispiel die Hexe und die Stiefmutter ließen auch hier ihre Wirkung auf die Lachmuskeln spüren. Besonders hervorragend erschien uns auch der Sturz des gestiefelten Katers, der als eine Statue in einer Szene auftrat und von Gretel umgekippt wurde, da sie gerne seine Stiefel haben wollte und sie dazu ausziehen musste. In den Proben war uns dieser Sturz nie so naturgetreu gelungen. Jennifer Rakow spielte diesen Kater und als wir den Knall des Sturzes hörten, dachten wir wunder was sie sich jetzt für Schädelverletzungen zugefügt hatte. Aber Gott sei Dank hatte sie sich nichts getan. So begab es sich allerdings, dass diese Szene den Zuschauern besonders viel Freude bereitete. Alles in allem aber schien es den Behinderten recht gut gefallen zu haben, auch wenn einige Fehler darin enthalten waren. Leider machten wir immer noch die gleichen Fehler wie beim letzten Mal, viele haben wieder viel zu leise und zu schnell gesprochen, insbesondere für solch ein Publikum. Aber ich denke dies waren auch besondere Umstände, denn es ist eine Sache vor Kindern zu spielen und eine andere vor Behinderten zu spielen. Wir hätten uns wohl noch intensiver darauf vorbereiten müssen, doch der Mensch lernt ja bekanntlich aus seinen Fehlern.

Nadine Schwalbach, Jahrgangsstufe 12




Glücksburg 2000

Es ist gar nicht so einfach, einen Artikel über Glücksburg zu schreiben, den die Leute auch lesen. Es passiert doch sowieso jedes Jahr dasselbe, denken viele. Falsch gedacht! 

Diese Glücksburgfahrt hatte mindestens ein echtes Highlight, das wir Ihnen und Euch nicht verschweigen wollen.

Als wir am Freitag, dem 19.05.2000 nach einer super-stressigen siebenstündigen Busfahrt und einem eingeschlafenen Hinterteil in Glücksburg ankamen, brachten wir erst einmal unsere Sachen auf die Hütten. Dann brachen wir zu einem ersten Rundgang auf, um uns einen Überblick zu verschaffen. Besonderes Interesse fand übrigens der Strand, an dem einige von uns fast jeden Abend saßen und noch – natürlich gaaanz leise – Musik hörten. 

In den folgenden Tagen unternahmen wir natürlich viele traditionelle Dinge, wie zum Beispiel eine Wattwanderung durch das wahrscheinlich matschigste Watt Deutschlands, spielten verschiedene Turniere (zum Beispiel ein Fußballturnier), erlebten eine Grachtenfaht durch Friedrichstadt mit anschließendem Stadtgang, eine Fahrt nach Flensburg mit Besuch der Phänomenta und vieles mehr.... Auch eine Wanderung stand auf dem Programm, bei der es mehrere Routen zur Auswahl gab. Die Mutigsten liefen sage und schreibe vier Stunden und eine Strecke von 20 km, bis sie wieder in die Zivilisation – sprich auf den Schwennauhof – zurückkehrten. 

Das Angebot an Aktivitäten war so breit, dass für jeden Schüler etwas dabei war. Deshalb waren wir abends immer sooo müde, dass wir sofort einschliefen und niemand auf den dummen Gedanken kam, seine Hütte nach 22.00 Uhr zu verlassen, sich um Mitternacht draußen zu treffen oder gar andere Hütten zu besuchen! 

Am letzten Tag gab es eine große Abschlussparty mit Disco, Siegerehrungen, der Miss Glücksburgwahl und DEM Ereignis. Herr Hischemöller machte Bauchtanz mit Nurdan Ö. Dabei trug er ein bezauberndes Tutu (Marke Eigenbau) und war einfach traumhaft farbig geschminkt. Er bot einen so wunderbaren Anblick, dass sich alle halb totlachten und die Vermutung aufkam, dass ihm dieser Auftritt noch bis zu seiner Pensionierung nachgetragen werden wird. 

Fest steht auf jeden Fall, dass diese Glücksburgfahrt allen (nicht zuletzt den Lehrern, die sich sehr gut erholt haben) gefallen hat und dass wir 7er sie nicht so schnell vergessen werden. 

Julia Reiners, Klasse 7b 

P.S.: Auch uns Kollegen hat die Glücksburg-Fahrt 2000 sehr gut gefallen und sie war nicht zuletzt durch das gute Verhalten der Schüler ein voller Erfolg. Ein dickes Lob für die mitgefahrenen Schüler!!

Für die begleitenden Lehrer 

Marita Funhoff




Besondere Leistungsmotivation und Begabung am FSG

Erstmals wird in diesem Jahr eine Schülerin unserer Schule an einer Veranstaltung der Deutschen Schülerakademie teilnehmen können. 

Nina Jabold (Jahrgangsstufe 12) wurde vom Verein »Bildung und Begabung« auf Empfehlung unserer Schule eingeladen. Jede Schule in Deutschland darf eine Schülerin oder einen Schüler vorschlagen, der/die sich als besonders leistungsmotiviert und begabt erwiesen hat. Nina wird vom 06.-22. Juli 2000 am Kurs »Westliche und östliche Denkformen« teilnehmen, der von der Akademie Gaesdonck veranstaltet wird. Dabei haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Gelegenheit fernöstliche und antike Lebensphilosophien auf Universitätsniveau kennen zu lernen. 

Nina hat bereits via e-mail Kontakt mit anderen Kursteilnehmern aufgenommen. Mehr als 50 E-Mails in einer Woche haben ihr gezeigt, dass sie nicht mit »Strebern«, sondern mit ambitionierten jungen Menschen zusammenarbeiten wird. Wir gratulieren ihr zu diesem Erfolg und warten gespannt auf ihren Bericht! 

Detlef Suckrau




FSG – popmusikalische Talentschmiede?

»Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich!« – falsch! Max Raabe und sein Palastorchester sind in aller Munde, auf zahlreichen Wellenlängen und vielen Sendern gerne gehört und gesehen. Vielleicht ist nur wenigen bekannt, dass Max Raabe FSG-Schüler war. Schon hier zeigte er eine Vorliebe für die immergrünen Songs der Weimarer Republik, des Berlins der Goldenen Zwanziger, und er präsentierte sie mehr als nur einmal auf den Brettern der Aulabühne. 

»Musik ist Kunst, da gibt es keine Sieger!«, singt Philipp Stegers alias Lee Buddah. Der Ex-Steini hat mit seinem Debütalbum halbgescheid und seiner Single »Manchmal ist sie seltsam« einen Hit, der neben einer starken Präsenz des dazugehörigen Videoclips auf den Music Channels seinen Bekanntheitsgrad über Dortmund und NRW hinaus auf ganz Deutschland ausdehnte. Seine originellen, die heutige Gesellschaft kritisch betrachtenden und reflektierenden Songtexte zeigen, dass er nicht nur im Fach Musik etwas mehr als »halbgescheid« war. So sagte er auf einer Veranstaltung des damalig neunten Jahrgangs (heute 11-er), dass er durch guten Geschichts-, SoWi- und Politikunterricht am FSG entscheidend in seiner Weltsicht geprägt worden sei. 

Wer denkt, dass am FSG nur Männer eine Chance auf einen Einstieg in die Pop-Branche eröffnet bekommen, hat sich gewaltig getäuscht. Kirstin Hesse – oder sollten wir Kirstin Hall sagen? – hat schon in der Orientierungsstufe durch ihr unbekümmert-freches Auftreten in Verbindung mit einer tollen Stimme und dem richtigen feeling für Musikstile für Aufsehen gesorgt. Im jungen Alter gewann sie im Urlaub Karaoke-Contests, Nachwuchswettbewerbe von Rundfunksendern, bekam erste Angebote zu Plattenproduktionen, unter anderem für die Deutsche Verkehrswacht (»Catch me, I’m falling ...«), womit sie im Maus-Club auf West 3 ihr Fernseh-Debut gab. Ein Durchbruch war die Beteiligung an der 3rd European Soundmix Show, bei der sie Deutschland mit dem Musical-Hit »Dont cry for me, Argentina« vertrat, mit einer Qualität, die man Madonna nur wünschen kann. Letzter Meilenstein in Kirstins Karriere ist der monatelang in den Single-Charts plazierte Hit »Forever Tonight« an der Seite von Christian Wunderlich. Man darf gespannt sein, was noch folgt. 

Ebenso wie Kirstin im derzeitigen Abiturjahrgang ist Kinga Majer. Wie viele andere Sängerinnen und Sänger – man denke auch an Nadine Rogge und Sebastian Kesting – bei Monika Bergmann-Kadr an der Musikschule Lünen im Fach Gesang unterrichtet, hatte sie schon zahlreiche Auftritte in Lünen hinter sich, als sie auf Initiative ihres Dortmunder Gesanglehrers George Major Kontakte zu Musikproduzenten aufnahm. Die waren so beeindruckt, dass Kinga ein Plattenvertrag als Solokünstlerin angeboten wurde. In Kürze erscheint ihre Debüt-Single »Dam Doo Bee Doo«, ein mitreißendes Dancefloor-Stück; Promotionauftritte in Clubs und Discos sind bereits terminiert, ein Video-Clip könnte folgen. 

Verleiht die Musikschule gesanglich den Feinschliff, so bietet das FSG einen idealen Nährboden für Popstars von Morgen: regelmäßig stattfindende Pausen-, Sommer- und Winterkonzerte, Musik- AGs mit popmusikalischen Akzenten und zahlreiche Unterrichtsprojekte über den Musikmarkt führen Schülerinnen und Schüler an Popmusik und das dazugehörige Business heran. 

So muss man sich – trotz des abiturbedingten Ausscheidens von Kinga und Kirstin – zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Sorgen um den Nachwuchs machen: Die AG »Schülerinnen-Rockband«, bestehend aus Musikerinnen der Jahrgänge 8 und 9 (!), hat unlängst ein von der Lokalpresse stark beachtetes und von den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern begeistert aufgenommenes Pausenkonzert mit anspruchsvollen Songs von TLC und den Spice Girls bestritten. 

Neue Solosternchen ziehen am musikalischen Himmel auf: Die Solisten von »rats! Das Musical!« haben auf dem Sommerkonzert absolut überzeugt und sind von Publikum und Presse mit Ovationen gefeiert worden: Jessica Bensch und Sebastian Bartsch sind »gut drauf«! 

Last but not least hat sich die Leadsängerin der »Steingeist«-Band, Annika Paßmann, mit ihrem umjubelten Beitrag auf der »Stein-CD« (»Stand by me«) und ihren jüngsten Auftritten mit »Latin-Flair« (»Bacardi feeling«) längst aus dem Schatten ihrer »Vorgängerinnen« gelöst; sie ist dabei, musikalisch eigene Wege zu gehen. 

Vielleicht kann das FSG schon in einem Jahr mit neuen Namen aufwarten; einige Talente haben ihr Können in Chor- und Instrumental-AG und bei dem einen oder anderen Unterrichtsprojekt bereits aufblitzen lassen. 

Hören wir mal ...

Thomas Fischer




Mathe-Contest

Zirka 30 Schüler von Klasse 5 bis 10 sitzen in einem Klassenraum und hören ganz gespannt und aufmerksam zu, wie ihnen andere Schüler Vorträge über Mathematik halten. 

Der Traum eines Mathematiklehrers? ... Nein, sondern die Endrunde im diesjährigen Mathematikwettbewerb. Die Zuhörer sind diejenigen, die die ersten beiden Runden, in denen Aufgaben zu Hause gelöst wurden, als beste Teilnehmer überstanden haben. Sie haben dann im ersten Teil der dritten Runde noch einige Aufgaben in der Schule bearbeitet. 

Die Aufgaben sind keine reinen Rechenaufgaben, sondern eher etwas zum Knobeln, Herumprobieren, Zeichnen und logisch Denken. 

Die besten der dritten Runde mussten dann vor den anderen die Lösung einer Aufgabe vorführen; anschließend wurden die Sieger ermittelt: 

  • Kl. 5/6: 1. Platz: Rebecca Brinkschulte (6d), 2. Platz: Tim Ellerkmann (5b) und Daniel Wiesener (5d), 3. Platz: Belkis Burma (6b) 
  • Kl. 7/8: 1. Platz: Heike Schneider (7a), 2. Platz: Jakob Kuhs (7c) 
  • Kl. 9/10: 1. Platz: Max Ebbinghaus (10a), 2. Platz: Christian Straub (9d), 3. Platz: Holger Heber (9b). Im Rahmen einer Siegerehrung auf dem Schulhof wurden Urkunden und Preise (Bücher und Kobelspiele) überreicht. 

Ursula Schmidt




Förderung besonders begabter Schüler am FSG

Auf dem letzten Studientag des Lehrerkollegiums zum Thema »Probleme des schulischen Alltags« hat sich u.a. eine Arbeitsgruppe mit der Frage nach einem sachgerechten Umgang mit besonders begabten Schülerinnen und Schülern auseinandergesetzt. Gemeinsame Übereinkunft Ende Januar war damals, diese Thematik weiter zu verfolgen. 

Ende Mai erhielt das Stein-Gymnasium die Anfrage des Ministeriums für Schule und Weiterbildung, am FSG konkret erste Schritte zu entwickeln, um eine Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher zu intensivieren und zielgerichtet anzubieten. Solch ein Vorhaben kann jedoch nur dann angemessen verwirklicht werden, wenn es gelingt, bei allen beteiligten Gruppen (Eltern, Lehrern, Schülern) ein grundlegendes Bewusstsein für diese Fragen zu entwickeln und eine positive Akzeptanz zu erzeugen. Dies soll u.a. durch die kontinuierliche Information von Schulkonferenz, Schulpflegschaft, Schülerrat und Lehrerkonferenz ermöglicht werden. 

Wir am FSG wollen versuchen, nicht nur wie bisher angesichts erheblicher Schwächen unsere Schüler tätig zu werden (zum Beispiel Förderunterricht in Deutsch), sondern unser Augenmerk ebenso auf die besonderen Stärken unserer Schüler zu richten. Sollte dies nämlich unterbleiben, ist die Gefahr groß, dass es zu gravierenden Lern- und Verhaltensschwierigkeiten bei den betroffenen besonders begabten Schülern kommt. Um dieses Anliegen umzusetzen, werden in unseren Zeugniskonferenzen ab sofort neben erheblichen Schwächen auch besondere Stärken der Schüler durch die jeweils verantwortliche Klassen- bzw. Jahrgangsstufenkonferenz gleichermaßen ausdrücklich erfasst. 

Auf einer Informationsveranstaltung des Ministeriums, an der neben dem FSG noch zirka 40 andere Modellschulen in NRW teilnahmen, wurden den Gymnasien noch weitere sehr unterschiedliche Fördermöglichkeiten vorgestellt. Die Palette reicht von differenzierten Lernangeboten im Fachunterricht, Mitarbeit in (jahrgangsübergreifenden) Arbeitsgemeinschaften mit ausgewiesenen Leistungsanforderungen bis hin zur zeitweiligen Projektarbeit parallel zum Klassen- bzw. Kursunterricht. Auch die Teilnahme am Fachunterricht einer höheren Jahrgangsstufe wäre im Einzelfall vorstellbar. Die individuelle Verkürzung der Schullaufbahn durch das »Springen« in eine höhere Jahrgangstufe stellt hierbei eine weitere Möglichkeit der adäquaten Förderung dar. 

Wünschenswert und entscheidend aus Sicht des Stein-Gymnasiums bleibt bei allen schulischen Maßnahmen das gemeinsame Gespräch von Schülern, Eltern und Lehrern zum Wohle der betroffenen Schülerinnen und Schülern. 

Martin Loer, Beratungslehrer




Parler français, ce n’est pas un problème

Schon seit einiger Zeit gibt es an unserer Schule die Möglichkeit in der Sprache Englisch an einem Test namens »APIEL« teilzunehmen. Dieses Jahr gab es für interessierte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 erstmals die Möglichkeit ihre Sprachkenntnisse in Französisch unter Beweis zu stellen. Diese Möglichkeit nennt sich »DELF« (Diplôme d’études en langue française) und ist ein Diplom, welches in vier Einheiten eingeteilt und weltweit anerkannt ist. 

Seit Anfang des Jahres hieß es Montags für den Kurs unter Leitung von Frau Kröger in der 7. Stunde »Oui, madame«, »Non, madame«. Der Kurs wurde von Frau Kröger Schritt für Schritt auf die beiden Prüfungen für die erste Einheit dieses Diploms vorbereitet. Kurz vor den Prüfungen kamen noch einige Stunden hinzu. Ganz wichtig war dabei die mündliche Kommunikation, das Vorbereiten von Kurzreferaten und Dialogen in Alltagssituationen. 

Am 19.5.00 wurde es ernst: Unter der Aufsicht von Frau Kröger wurde die schriftliche Prüfung an unserer Schule abgenommen. Sie bestand aus einem freien schriftlichen Teil und aus einer Hörverstehensaufgabe und dauerte 2 Schulstunden. Am Samstag, 27.5.00, ging es dann in Begleitung von Frau Thamm und Frau Kröger mit dem Zug zur mündlichen Prüfung nach Düsseldorf zum Hauptbahnhof und von dort aus mit der S-Bahn weiter zum »Institut français«. 

Nach kurzer Wartezeit waren dann die ersten Schüler/-innen unserer Gruppe dran. Zugegeben, ein bisschen aufgeregt waren wir schon. Jeder musste einen Zettel ziehen, auf dem die Aufgabe, ein Rollenspiel in einer französischen Alltagssituation, erläutert wurde. Dann ging es weiter in einen Raum, wo die jeweilige Aufgabe vorbereitet werden durfte und von dort aus weiter zum jeweiligen Prüfungsraum, wo die Prüfung von einem französischen Prüfer bzw. einer französischen Prüferin abgenommen wurde. Der Prüfer bzw. die Prüferin hat uns schnell die Nervosität genommen, die sich auf dem Weg von der Vorbereitung zur Prüfung eingestellt hatte. Nach der eigentlichen Aufgabe gab es noch ein kurzes Gespräch über die eigenen Erfahrungen in Bezug auf Frankreich. Dann war die Prüfung auch schon zu Ende. Nachdem alle Schüler/-innen ihre Prüfung abgelegt hatten, wurden wir ebenso freundlich verabschiedet, wie wir auch begrüßt worden waren. Natürlich haben wir auch ein Foto der ganzen Gruppe vor dem »Institut français« gemacht, bevor wir – eingeladen von Frau Thamm und Frau Kröger – zum Eis essen gingen. 

Wir hatten alle, einschließlich Daniels, des kleinen Sohns von Frau Thamm, viel Spaß und freuen uns auf die weiteren Prüfungen. Zu keiner Zeit hatten wir den Eindruck unter Leistungsdruck zu stehen. Nachdem wir alle die erste Einheit des DELF bestanden haben, hoffen wir, dass auch nächstes Jahr die Schülerinnen und Schüler mit Interesse an dieser Prüfung teilnehmen werden. Nous espérons que vous avez beaucoup de plaisir quand vous apprenez le français. Amicalement, le cours de DELF. 

Sarah Gemicioglu, Klasse 10c




Methodenlernen am FSG

Im Elternbrief vom 22.06.1998 haben wir darüber berichtet, dass wir, beginnend mit Klasse 5, ein Projekt »Lernen lernen« starten wollten. Dabei sind wir von der Überlegung ausgegangen, wenn lernen mehr oder anderes bedeutet als vom Lehrer vorgetragenen Stoff aufzunehmen, zu behalten, auswendig zu lernen und wiederzugeben, müssen sich die Lernmethoden (natürlich auch die Lehrmethoden) ändern. Das haben wir in den letzten beiden Jahren am FSG erprobt. 

Anders lernen bedeutet selbstständig lernen

Schülern/-innen bietet dieses Verständnis von Lernen die Chance, sich in einer neuen Rolle zu sehen. Nicht erduldend wie beim »Nürnberger Trichter« (Ganz abgesehen davon, dass das »Trichterverfahren« noch nie funktioniert hat!), sondern selbst-tätig wie beim Forschen und Entdecken. 

Welche Methoden und Strategien sind für dieses neue Lernen erforderlich? 

Zunächst ist es wichtig zu klären, auf welchem Weg, d.h. über welche Sinnesorgane, neue Informationen aus der Umwelt am leichtesten aufgenommen werden können. Jede/r sollte also die für sie/ihn optimale Lernmethode bzw. seinen Lerntyp kennen. 

Nach wie vor geht es – nicht nur in der Schule – um das Verstehen und Bearbeiten von schriftlich vorliegenden Informationen, in erster Linie in Büchern. Bücher sind durchaus praktisch, denn sie sind im Nu zu booten, verfügen über ein kontrastreiches Display mit maximaler Auflösung, erlauben raschen und beliebigen Zugriff auf jede Seite. Darüberhinaus sind sie mit Seitenzählung, Inhaltsverzeichnis und Suchbegriffen ausgestattet, sodass die Informationen sehr praktisch verwaltet werden können. 

Nun kommt es aber darauf an, schriftlichen Materialien die Informationen gezielt zu entnehmen und in über- und durchschaubare Form zu bringen. Das beginnt mit einfachen Sachtexten und geht über Nachschlagewerke/Lexika bis hin zu Katalogen in einer Bibliothek. Auch selbstständiges Lernen kommt nicht ohne Hausaufgaben aus, die organisiert werden müssen. In welcher Reihenfolge soll man die Hausaufgaben erledigen? Zuerst die Hauptfächer, dann erst die Nebenfächer? Komme ich dann noch mit meinen persönlichen Terminen dazwischen? Nicht zu vergessen natürlich die Gestaltung des Arbeitsplatzes. Was gehört unbedingt auf den Schreibtisch? Worauf sollte besser verzichtet werden? 

Wer soweit gekommen ist, kann komplexere Aufgaben angehen und ein Referat erarbeiten. Um bei der größeren Informationsmenge den Überblick nicht zu verlieren, erleichtert die Landkarten-Methode, das sogenannte mind-mapping, die Arbeit enorm. Vor allem jedoch wird erst durch das Einbringen von Bildern, das Visualisieren, unser Gehirn so richtig ausgenutzt, weil dabei die rechte Gehirnhälfte mit ins Spiel kommt. 

Ein Referat oder sonstige Ausarbeitungen wollen auch ansehnlich gestaltet sein. Weil der Computer einer Schreibmaschine als Gestaltungsinstrument überlegen ist, wird eine Einführung in die notwendigsten Bedienungselemente einer gängigen Textverarbeitung gegeben. 

Und wer die Suchstrategien im Umgang mit Büchern beherrscht, wird sich auch bei der gezielten Suche im Internet nicht mehr so schwer tun. 

Zu zeigen, was man gelernt hat, ist Bestandteil auch der neuen Schülerrolle. Also muss man sich sinnvoll auf Prüfungen vorbereiten, sie erfolgreich bestreiten und aus den Fehlern lernen. 

Als Zwischenbilanz bleibt festzuhalten: Auch bei uns sind die sogenannten »Kinderkrankheiten« aufgetreten. Die Projekt-Idee Schülern (und Lehrern) eine neue Rolle im Lernprozess zuzuweisen und auch zuzumuten hat sich als richtig erwiesen. Diese neue Rolle auch anzunehmen klappt nicht von heute auf morgen, aber es gibt auch kein Zurück mehr. 

Monika Gehl, Peter Gehrmann, Werner Janßen und Detlef Suckrau




»Wo ist denn die Soufflé?« – Wie die Souffleuse zur Mehlspeise wurde

Kurz vor Beginn der Sommerferien, wenn alle Welt sich über Hitzefrei freut und selbst die Lehrer mit gebremstem Elan unterrichten, sieht man eine kleine Gruppe von Schülern selbst an Wochenenden und Feiertagen durch die Schule eilen. Bei 35° C tragen sie Pelzmäntel oder Anzüge und schleppen Stühle, alte Koffer und Kisten mit Weinflaschen. 

Wie es zu dieser seltsamen Erscheinung kommt? Dies ist die Geschichte eines ganzen Schuljahres, die ich hier erzählen möchte. 

August 1999: Wie jedes Jahr bot sich den Schülern der Jahrgangsstufe 12 die Möglichkeit einen Literaturkurs zu belegen, doch hatte das Schuljahr 1999/ 2000 eine Überraschung zu bieten. Frau Thomale stellte sich zur Verfügung, um einen Theaterkurs zu übernehmen. Dieser fand, als »Kreatives Schreiben« deklariert (oder getarnt), einige Resonanz bei den Schülern. Nachdem das Verwirrspiel um den Inhalt des Kurses aufgeklärt war, einigte man sich schnell auf das Stück Zehn kleine Negerlein von Agatha Christie. Zum Theater gehören aber nicht nur Schauspieler; neben dem Besetzen der Rollen war es auch nötig die handwerklichen Aufgaben zu verteilen. 

Ein Schuljahr ist lang und so wiegten wir uns anfangs in falscher Sicherheit ausreichend Zeit zu haben. Sprech- und Spielproben gestalteten sich bis zum Halbjahreswechsel eher ruhig und heiter und auch das Bühnenbild nahm nur langsam Gestalt an. 

Unglücklicherweise fiel dann an einigen Donnerstagen der Unterricht aus. Plötzlich hieß es: »Nur noch 12 Proben!« und eine Art emsige Panik brach aus. 

Unsere »Mannschaft fürs Grobe« sägte, schraubte und tapezierte eifrig Wände, die das Bühnenbild begrenzen sollten. Weitere Schüler entwarfen Plakate und Eintrittskarten sowie ein Programmheft zur Information für die Zuschauer. 

Mit Unterstützung einiger Mütter und Großmütter wurden 60m Vorhang genäht und in mühseliger Kleinarbeit aufgehängt. 

Auch einen 18-jährigen Schüler in einen alten, schwerhörigen Offizier zu verwandeln gestaltete sich schwieriger als erwartet. Einige Schminke wurde verbraucht, bis wir eine fromme alte Schachtel und einen männerfressenden Vamp in unserer Mitte begrüßen durften. 

Nicht zu vergessen sind die Arbeit an Ton und Licht, denn wer hat schon Möwengeschrei und Motorengeräusche in seiner CD-Sammlung? 

Viel Zeit investierten unsere Schauspieler, die Seite um Seite Text auswendig lernten und sich alle Mühe gaben ihren Rollen Leben einzuhauchen. Doch kein Stück ist sofort bühnenreif und so wurden Textstellen wie »Auch in der Narkose war ihr Gesicht noch hart« und »Da wäre ich wohl unter lauter blütenweißen Unschuldsengeln das einzige schwarze Schaf« zu folgenden Versprechern: »Selbst in der Narkose war ihre Lieblingsoper ...« und »Da wäre ich wohl unter lauter schwarzen Engeln ...«. Auch Ausrufe der Verzweiflung wie »Mein Name ist Vivian Armstrong, äh, bin ich überhaupt schon dran?« oder »Ich – Scheiße!« haben eindeutig Sponti-Charakter und lockerten so manche Probe auf. 

Zu guter letzt sei erwähnt, wie Teil um Teil die Requisiten zusammengetragen wurden; so manche Eltern stellten ihr Mobiliar zur Verfügung. Omas und Opas Kleiderschrank war ein beliebter Fundort für Kostüme. 

Kurz vor der Aufführung einigten wir uns Sonderschichten einzulegen. Während unsere Freunde im Freibad den Sonnenschein genossen, schwitzten wir bei heruntergelassener Verdunkelung im Licht der Scheinwerfer in der Aula, um dem Stück den letzten Schliff zu geben. 

Und was hat die Plackerei gebracht? Wir sind stolz die Bühne des FSG in ein Wohnzimmer aus den Zwanziger Jahren verwandelt zu haben. Nicht 10 Schüler, sondern 10 Charaktere, vom schusseligen Detektiv über den pflichtbewussten Butler bis zur nervenschwachen Psychiaterin, verbringen ein langes Wochenende auf einer einsamen Insel vor der Küste Südenglands. »Zehn kleine Negerlein« wird zu ihrem Schicksalslied, als einer nach dem anderen unter mysteriösen Umständen stirbt. 

Wer der Mörder ist? Vielleicht die Staatsanwältin, die Köchin oder doch die Sekretärin? Nun, falls sie das Stück weder am 25. noch am 26. Juni erleben konnten müssen Sie sich wohl mit dem Roman von Agatha Christie begnügen oder Sie lassen sich die Geschichte von den Mitgliedern unseres Kurses erzählen. 

Abschließend noch einmal ein Dank an alle, die zum Gelingen des Stückes beigetragen haben. 

Nina Jabold und Kirsten Thomale (Regie)




Lünen – Lunéville

Nein, hierbei handelt es sich nicht um die französische Übersetzung für Lünen. Lunéville ist einer der 154 Orte in Frankreich, die im März diesen Jahres deutsche Französischlehrerinnen und -lehrer zu einem Hospitationsbesuch an ihre Schulen eingeladen haben. 

Ich hatte das Glück, an diesem dreiwöchigen Fortbildungsprogramm teilnehmen zu dürfen und bekam – meinem Bewerbungswunsch entsprechend – den grenznahen Akademiebereich Nancy-Metz zugewiesen. Hier fiel dann die Wahl auf Lunéville und die zufällige Namensverwandtschaft mit Lünen machte mir diese Stadt auf Anhieb sympathisch. 

Als Hospitationsschule wurde mir das Lycée d’Enseignement Général et Technologique Boutet de Monvel zugewiesen, an dem zirka 650 Oberstufenschüler darunter 20 Mädchen lernen und arbeiten. 

Diese Schule bereitet in drei Jahrgangsstufen (seconde, première und terminale – Jahrgangsstufen 10, 11 und 12) auf unterschiedliche Abschlüsse vor: allgemeine Hochschulreife (baccalauréat général) wie am FSG, technische (bac. technologique) oder berufliche Hochschulreife (bac. professionnel), aber auch Abschlusszeugnisse der mittleren beruflichen Sekundarbildung (BEP) sowie Berufsbefähigungsnachweise (CAP), die in etwa einem Facharbeiter-/Gesellenbrief entsprechen. Im Anschluss an das technische baccalauréat können die Schüler speziell an dieser Schule noch eine einjährige Vorbereitungsklasse für die Bereiche der höheren technischen Ausbildung besuchen. Sie schließen ihre Ausbildung mit dem BTS, dem Brevet de technicien supérieur, dem Techniker-Diplom ab. Danach haben sie die Möglichkeit, sofort ins Erwerbsleben einzutreten oder ihre Ausbildung an Technischen Universitäten fortzusetzen. 

Die französischen Kollegen versicherten mir glaubhaft, dass ihre abgehenden Schüler immer einen Arbeitsplatz fänden und sogar auf dem grenznahen deutschen Arbeitsmarkt nachgefragt würden. 

Da ich ein technisches lycée dieser Art bislang noch nicht kannte, war die Besichtigung der technischen Unterrichtsräume und der Werkstätten besonders spannend und interessant. Ausführlich und geduldig wurden mir die mechanisch und elektronisch betriebenen Maschinen in den Werkstätten der Metallverarbeitung, der Elektronik, der Elektrotechnik, der Industrietechnik, der Schreinerei und Tischlerei erklärt. Die technische Ausstattung im Bereich der Werksmaschinen und Computer war überwältigend, die ruhige, freundliche, betriebsame Unterrichts- und Arbeitsatmosphäre beeindruckend. Als mir anschließend der Internet-Raum gezeigt wurde, in dem zirka 20 Computer standen, die den Schülern (unter Aufsicht) ganztägig die Benutzung des Internets zu Studienzwecken ermöglichten, war ich gänzlich sprachlos. 

Dass ein französisches lycée über eine Krankenstation verfügt, ein C.D.I. hat, in dem eine ausgebildete documentaliste bei der Informationsbeschaffung ganztägig behilflich ist, eine Beherbergungsmöglichkeit für auswärtige Schüler und Hospitationslehrerinnen aus Lünen hat, eine cantine führt, in der Schüler und Lehrer ein durchaus schmackhaftes 5-Gänge-Menü mittags in ruhiger Atmosphäre zu sich nehmen können, war für mich nichts Neues, einen solch hohen technischen Standard im Ausbildungsbereich habe ich jedoch nicht erwartet. 

Wie wäre es, wenn die Idee vom bilateralen Betriebspraktikum für unsere Klassen 9 in geeigneter Form mit dem Boutet de Monvel in Lunéville realisiert würde? 

Die Unterrichtsräume der allgemeinbildenden Fächer befinden sich in dieser Schule von den Werkstätten getrennt in einem weiteren Hauptgebäude. Hier bot sich mir leider das auch bei uns so bekannte Bild: lieblose Klassenräume, verkratzte Schulmöbel, fehlende audio-visuelle Installationen und Kollegen, die mit schweren Schultaschen und Kassettenrekordern zu den Klassenräumen eilen. 

Die Turnhalle präsentierte sich in einem beklagenswerten Zustand. Sturmschäden hatten eine Benutzung über Monate unmöglich gemacht, der Sportunterricht fiel aus. Das vorhandene Ball- und Gerätematerial ließ allerdings auch nicht auf einen abwechslungsreichen Unterricht schließen. 

Das Kollegium am Boutet hat mich sehr freundlich aufgenommen. Man hatte mir zwei Betreuungslehrerinnen zugewiesen, die sich rührend um mich kümmerten. 

Meine Hospitationsstunden verteilte ich auf den Französisch-, Deutsch-, Sport- und Geschichtsunterricht. Insgesamt lernten im März zirka 84 Schüler Deutsch als erste oder zweite Fremdsprache. Der Fremdsprachenunterricht gehört als Wahlfach nicht zu den sogenannten Hauptfächern. Umso interessierter zeigten sich die freiwilligen Deutschlerner an allem was deutsch ist. Ich habe eine lange Liste mit E-Mail-Adressen mit nach Hause nehmen können und natürlich den Wunsch nach weiteren Austauschprojekten und Kontakten. Eine erste internationale Begenung im Rahmen unseres Weihnachts-Volleyball-Turniers im Dezember ist fest verabredet. 

Mein Hospitationsbesuch fiel mitten in die Zeit der Zensurenkonferenzen, des Probeabiturs (bac blanc) und des landesweiten Lehrerstreiks gegen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von Lehrern und Schülern. 

Ich habe an allem teilgenommen. Die Präsenz der Schüler an den Zensurenkonferenzen war für mich eine demokratische Überraschung im Lehrer-Schüler-Verhältnis, die Ergebnisse im sogenannten Probeabitur vergleichbar, die Erfahrung der französischen Streikkultur ein tiefgreifendes Erlebnis und eine bleibende Erinnerung. 

An keiner Stelle meines Aufenthaltes in Lunéville hat sich der Zweck meines Hospitationsaufenthaltes »das Schulwesen des anderen Landes kennen zu lernen und persönliche Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in Frankreich herzustellen« so erfüllt wie in den Tagen des Streiks. In vielen Diskussionen und Gesprächen wurden die Arbeitsbedingungen erläutert und verglichen – ein Austausch auf Kollegiumsebene überlegt. Meine Solidarität wurde als Zeichen der Zustimmung und Freundschaft gewertet – mit mir tauschen wollte jedoch keiner der französischen Kollegen. 

Als Fazit dieser Streiktage ist – übertragen auf unsere Situation – die Abschaffung des Beamtenverhältnisses und die echte Autonomie von Schule als Wunsch bestätigt worden. 

Während meines Aufenthaltes hatte ich auch Gelegenheit, die Briefpartner meiner Französischgruppe aus der Klasse 9 im nahegelegenen Château-Salins zu besuchen. Die Freude über die mitgebrachten Geschenke und Grüße war riesengroß. Eine ganze Stunde lang musste ich von meinen Schülern erzählen. Die Poster und Collagen an den Wänden des Klassenzimmers waren ein lebendiges Zeichen der zahlreichen Austauschprojekte, die seit einigen Jahren auf dem Postwege zwischen dem collège in Château-Salins und dem FSG bestehen. 

Weitere Kontakte konnte ich zu einem collège in der Nähe von Lunéville knüpfen. Schulleiter und Deutschkollegen waren sehr an einem Austausch mit unserer Schule interessiert. Erste Briefprojekte in der Klasse 7 sind bereits angelaufen und die Fachschaft Französisch hofft, dass sich neben unserer langjährigen Partnerschaft mit Etampes nun auch Kontakte für die jüngeren Sprachbeginner unserer Schule ergeben. 

Mein Hospitationsaufenthalt in Lunéville war eine wertvolle berufliche und persönliche Bereicherung und ich danke an dieser Stelle besonders meinen Schülern, die mir trotz anstehender Abiturvorbereitung den Unterrichtsausfall verziehen haben und ganz besonders natürlich meinen Kollegen, die mich in den drei Wochen vertreten mussten. 

Ingrid Möllmann-Schmidt


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Stand: 12.12.2000
Artur Weinhold