Max Ebbinghaus berichtet (Dezember 2000)

… aus Valleyfield, Québec
12. Dezember 2000

Hallo zusammen!

Heute schreibe ich also wieder. Doch ich fange mit den Geschehnissen am gestrigen Morgen an.

Waehrend des Fruehstuecks gucken wir bei uns immer den Wetterkanal und was da gesagt wurde, war wohl eine der besten Voraussagen ueberhaupt: Schneesturm fuer den naechsten Tag, was dann also heute waere. Folglich wurde in der Schule von nichts anderem gesprochen, jeder hoffte, dass Schule ausfaellt.

Am Abend war ich dann noch bei einem Kollegen, da wir fuer heute unser Video machen mussten und wir noch nicht einmal angefangen hatten. Ich weiss, dass das unverantwortlich ist und nicht von grosser Arbeitsmoral zeugt. Ich bin auch nicht sehr stolz darauf, aber irgendwie hat es sich nicht ergeben, dass wir das mal machen. Naja, das, was wir produziert haben, ist ziemlich schlecht, aber es wird ausreichen.

Auf jeden Fall war ich also noch bis abends da und es hat schon ordentlich angefangen zu schneien. Auf dem Weg nach Hause im Auto war schon eine schoene Rutscherei. Bevor ich mich dann endlich ins Bett gelegt habe, habe ich noch wie Bart Simpson fuer einen Schulausfall gebetet. Heute morgen stehe ich also auf und gucke aus dem Fenster: 25 cm Neuschnee! Yeah! Ich gucke vorne auf die Strasse: Nicht geraeumt! Doppel Yeah! Und dann sagt Nathalie mir: Du kannst wieder schlafen gehen! Dreifach Yeah! Also ist Schule heute auf Grund des Schneesturms ausgefallen und es wirklich eine schoene Sache mal einfach so einen Tag frei zu haben.

Glaubt aber nicht, dass man rausgehen koennte. Es ist zwar nicht so kalt, aber der Wind ist wirklich nicht sehr angenehm. Bis morgen werden die Strassen leider geraeumt sein und ich werde also wieder in die Schule muessen. Ausserdem wird der verpasste Tag am 9.2. nachgeholt. Also nichts gewonnen!

Gruss,

éMAX

P.S. Na, sind die Temperaturen schon unter 10 Grad gefallen?

-- »Reduce to the éMAX!«

 

22. Dezember 2000

Hallo zusammen!

Heute habe ich meinen eigenen Rekord noch einmal geschlagen: 41 Minuten und 41,7 Sekunden! Das ist wirklich schnell! Ich bin heute naemlich zum vierten Mal in Folge von der Schule nach Hause gelaufen, doch noch nie war ich so schnell wie heute. Am Anfang erschien mir die Distanz ja ein wenig gross, aber die Kaelte scheint dann doch schnell zu machen.

Ausserdem macht’s ja die Uebung, und das kam so: Dienstag hat also unsere Examensphase angefangen, die heute zu Ende gegangen ist. Das sind die Examen ueber das ganze erste Halbjahr und sind hier halbwegs gefuerchtet. (Noch kein Vergleich vor den Examen des Bildungsministerium am Schuljahresende!) Ich hatte dann auch dank meiner Kurswahl ein Maximum von 7 Examen in 4 Tagen. Mehr ist nicht moeglich! Die Examen sind natuerlich mehrstuendig und Unterricht gab es dementsprechend gar nicht.

Franzoesischexamen am Montag war in Ordnung, am Nachmittag war aber Englisch an der Reihe und das war der reinste Witz. Ich habe mich ja bereits mit der Qualitaet des Englischs abgefunden, das meine ich diesmal gar nicht. Das Examen war fuer zwei Stunden ausgelegt und ich war nach 20 Minuten fertig und die letzten hatten dann nach 45 Minuten abgeschlossen. Irgendwas stimmt da meiner Meinung nach nicht. Und da ich so frueh fertig war und keine Lust hatte, in der Schule zu vegetieren, bis mein Bus kommt, bin ich dann zu Yoan gegangen.

Mittwoch bin ich dann morgens wieder mit dem Bus zur Schule wie immer. Mittwoch hatte ich allerdings nur mein Geschichtsexamen, das ich dann auch nach 45 Minuten fertig hatte. So war ich als auch schon wieder um halb elf fertig und konnte nach Hause wandern.

Anfangs habe ich mir Sorgen gemacht, warum ich immer so schnell fertig wurde, aber multiple choice erfordert wirklich nicht so viel Zeit. Gestern bin ich dann fuer mein Matheexamen zur Schule gegangen. Das war ein bisschen anstrengender, aber nach zweieinhalb Stunden (12 Uhr) war auch das fertig und – richtig! – ich konnte nach Hause wandern!

Heute war dafuer dann ausreichend zu arbeiten. Dieser letzte Tag war nur fuer Physik, Biologie und Grammatik vorgesehen. Da aber leider Physik und Grammatik dieselbe Uhrzeit hatten, durfte ich heute also mehr als alle anderen machen. Ich kam also um 9.01 Uhr in die Schule. Das Grammatikexamen wurde fuer mich und 6 andere auf 9.00 Uhr vorverlegt. Ich also wie ein Bescheuerter zu meinem Spind, Rucksack rein, Anorak aus, Etui und Woerterbuch gegriffen und losgestuermt. Ich wurde dann gluecklicherweise trotz Verspaetung noch reingelassen, war ja nicht meine Schuld, und konnte dann loslegen.

Das Examen hatte ich auch nach einer Stunde beendet, konnte runter stuermen, mein Woerterbuch wegbringen, mein Formelblatt fuer Physik holen und wieder ab in die zweite Etage, um mein praktisches Physikexamen abzulegen. War ganz interessant und hat mich auch die ganze Zeit gekostet, aber ich habe die beiden Formeln herausbekommen, die man haben musste. Danach hatte ich erstaunlicherweise eine Stunde Pause und konnte essen. Am Nachmittag war dann nur noch theoretisches Physikexamen. Auch wieder zwei Stunden, von denen ich nur eine brauchte. Dann war es halb drei und es dauert noch anderthalb Stunden, bis der Bus kommt. Also bin ich losmarschiert und bin in der oben geschriebenen Rekordzeit hier angekommen.

Vor dieser Examensphase hatten wir am Montag natuerlich eine Weihnachtsfeier, was nicht so prickelnd, allerdings ganz cool war, da der Unterricht am Nachmittag ganz ausfiel.

Das war also meine letzte Schulwoche und jetzt kann ich endlich als letzter Nordamerikaner aus Luenen meinen wohlverdienten Ferien entgegensehen. Weihnachten steht vor der Tuer und so moechte ich die Moeglichkeit nutzen, Euch allen ein frohes Fest zu wuenschen.

Feiert schoen,

éMAX

-- »Reduce to the éMAX!«

 

25. Dezember 2000

Hallo zusammen!

Jetzt komme ich auch dazu, Euch mal von Weihnachten in Québec zu erzaehlen, ist ja nicht das gleiche wie in Deutschland.

Gestern Abend sind wir zu einer anderen Familie gefahren, mit der wir gefeiert haben. Da wurde dann gespielt, gesungen und vor allem gegessen. Ich dachte wirklich, ich wuerde platzen, was dann doch nicht passiert ist. Erstaunlich war, wie gut deutsche Lebkuchen ankamen. Es wurde kein anderer Nachtisch angeruehrt!

Danach haben wir dann versucht, uns noch die Zeit zu vertreiben, da Weihnachten ja erst am 25. ist. Also wird wach geblieben bis exakt 0 Uhr. Da aber die Kleinen bereits nervten wie bekloppt, fingen wir mit der Bescherung fuer die Kinder (Ich gehoerte fuer den Abend zu den Erwachsenen!) schon um 23 Uhr an. Ein wenig geschummelt, aber in Anbetracht der Menge an Geschenken vielleicht auch ganz angebracht. Der Weihnachtsbaum war naemlich schon fast nicht mehr zu sehen. Ich spielte dann fuer die Bescherung den Stellvertreter des Weihnachtsmanns und durfte jedem Kind jeweils ein Geschenk immer reihum geben.

Nach einer drei Viertelstunde war das dann auch beendet und die gleiche Prozedur stand fuer uns Erwachsene an. Ich habe vier richtig coole CDs mit Quebecker Musik, einen Pullover, Harry Potter 4 auf franzoesisch und einen Kalender bekommen. Bin ziemlich zufrieden.

Meine Geschenke fuer meine Familie kamen gluecklicherweise auch ganz gut an. Nach der Bescherung haben wir noch bis 3.45 Uhr morgens Monopoly gespielt und dann bin ich um halb fuenf totmuede ins Bett gefallen und heute falscherweise schon um 12 Uhr aufgestanden. Heute Abend werde ich sicher nicht so viel machen.

Ich hatte gar nicht erwaehnt, dass es bei uns puenktlich am 24. wieder angefangen hat zu schneien. Wir hatten den ganzen Heiligen Abend lang feinen Pulverschnee von oben und heute morgen war es richtig schoen, nach dem Aufstehen auf eine frisch gepuderte Umgebung mit 15 cm Neuschnee zu gucken.

Das war also Weihnachten! Ich muss sagen, dass es nicht so schlimm war, wie ich dachte. Immerhin war es das erste Mal, dass ich Weihnachten ohne meine Familie gefeiert habe, aber ich hatte nicht wirklich das Gefuehl Heimweh zu haben. Vielleicht lag das daran, dass ich nicht wirklich in Weihnachtsstimmung war und das Ganze hier auch immer noch ein wenig uebertrieben auf mich wirkt.

Da Ferien sind, koennen wir ja mal demnaechst chatten. Da die bisherigen Chats nicht bei jedem funktioniert haben, habe ich mich auf die Suche gemacht und den yahoo-chat unter de.chat.yahoo.com gefunden. Dieser Chat verlangt Voranmeldung, was allerdings nur drei Minuten dauert. Alles, was Ihr braucht, ist ein Java-faehiger Browser, das kleine Chatprogramm (95kB) wird selbststaendig geladen. Ich bitte Euch also, die Muehe zu machen, Euch anzumelden, wenn Ihr mit mir chatten wollt. Der erste Termin fuers chatten ist der 27.12. um 17 Uhr deutscher Zeit. Es waere schoen, wenn jemand da waere, ich werde meinen eigenen Raum in der Kategorie Aktuell haben. Und sonst koennt Ihr »canadamax« auch zu Eurer Freundesliste hinzufuegen, dann werde ich direkt angezeigt!

Gruss,

éMAX

-- »Reduce to the éMAX!«

 

31. Dezember 2000

Hallo zusammen!

Die erste Ferienwoche ist bereits vorbei und ausserdem ist heute Silvester. Also habe ich zwei Gruende Euch zu schreiben.

Von Weihnachten hatte ich ja bereits berichtet. In der Zeit danach habe ich richtig meine Ferien ausgenutzt und einfach nur lange geschlafen und viel Zeit mit meinen Freunden verbracht. In unserem Garten hat mein Gastvater die Platten freigeschaufelt und lange bewaessert, so dass wir jetzt eine kleine Eisbahn haben, auf der ich natuerlich schon ein wenig Hockey trainiert habe. Das muss man hier ja koennen. Spaeter haben wir auch noch auf der Strasse (natuerlich nur auf Schnee nicht auf Eis) mit mehreren Hockey gespielt. Ich sag Euch, das kann ganz schoen anstrengen, wenn man die ganze Zeit wie ein Verrueckter hinter einem Ball herrennt, um ihn mit seinem Schlaeger ins Tor zu befoerdern. Ich war auf jeden Fall ziemlich platt, aber die Saison hat gerade erst begonnen und es werden noch viele Gelegenheiten kommen, ein wenig zu spielen.

Gestern Abend, als ich wieder auf einem meiner naechtlichen Heimwegmaersche war, schneite es schon wie bescheuert und ein super ekliger Wind, der mir auch noch direkt ins Gesicht wehte. Heute haben wir auf jeden Fall ungefaehr 40 cm Neuschnee, obwohl nur Spuren von Schnee angesagt wurden. Wir waren auf jeden Fall gerade mit der ganzen Familie im Garten und haben uns echt supercool amuesiert. Zu schade, dass wir in Deutschland nie so viel Schnee haben. Ich bin jetzt ganz nass und zwar von oben bis unten. So ist das halt, wenn man bei einem hinterhaeltigen Angriff im Schnee eingegraben wird, aber dann flogen meine Schneebaelle. Hehehe! Es ist echt zu cool!

Silvester werde ich heute zu Hause feiern, allerdings zu Hause und mit zwei Freunden. Im Allgemeinen ist das hier nicht so eine grosse Geschichte wie in Deutschland. In der Zeitung waren lange Artikel, um zu erzaehlen, wie man Silvester in Deutschland, genauer gesagt Berlin, feiert, weil das hier wirklich nicht so extrem ist.

Das waren also meine Ferien bis jetzt. Vor ein paar Tagen habe ich dann auch die viereinhalb Monatsgrenze ueberschritten. Und obwohl mir ja noch sechs Monate bleiben, hat mir Felix geschrieben, dass es jetzt »alles ganz schnell geht«. Oh je, noch schneller als die ersten viereinhalb Monate? Ich glaube, dass das ein wenig zu schnell werden wuerde, aber wahrscheinlich hat er recht. Die anscheinend maessig grosse Huerde »Weihnachten« habe ich gut genommen und es scheint als wuerde wirklich nicht mehr viel bleiben.

Bei der Gelegenheit kann ich natuerlich auch mal die aktuellen Mailzahlen raugeben: Ich habe seit meiner Ankunft 753 Mails empfangen, was im Durchschnitt 5,4 Mails pro Tag ergibt, der in den letzten Tagen aber deutlich unterschritten wurde. Vielleicht sind da ja mal wieder ein paar mehr Mails drin. Allerdings liegen wir noch gut in der Statistik, wenn wir die 1250 Mail-Marke bis zum Ende des Jahres erreichen wollen, da wir dafuer im Moment nur 536 Mails braeuchten. Genug der Zahlen, schreibt mir einfach!

Guten Rutsch und ein schoenes Jahr 2001 –

éMAX

P.S. Geniesst das kommende Jahr! Es ist das letzte mit der DM!

-- »Reduce to the éMAX!«

 

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Stand: 31.12.2000
Artur Weinhold

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