Stolz, eine Kiwi zu sein

Von Stephani Vent

Genau vor drei Monaten bin ich nach Neuseeland gekommen, und ich habe die »Insel der Kiwis« schon ganz gut kennengelernt. 

Wie war es in meinen ersten Wochen als Austauschschülerin hier? Ich konnte es zunächst gar nicht richtig glauben, dass ich in Neuseeland war. Es gab so viel Neues um mich herum, dass ich gar keine Zeit hatte, Heimweh zu bekommen. Nur am ersten Abend fühlte ich mich ziemlich alleingelassen, da ich ja noch niemanden kannte, und ich dachte bloß: Was hast du nur gemacht? Warum musstest du von zu Hause weggehen? Aber jetzt, denke ich, habe ich mich schon richtig eingelebt und bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe. 

Neuseeland ist wahnsinnig grün, und es gibt heaps of sheep. Die Neuseeländer sind ein sehr gastfreundliches, offenherziges, lustiges und auch stolzes Völkchen. Jeder Neuseeländer ist stolz darauf, ein »Kiwi« zu sein. Die Kiwi-Frucht und der Nachtvogel Kiwi sind das Symbol Neuseelands. 

Neuseeländer europäischer Abstammung nennen sich »Pakeha«, und die Ureinwohner sind die »Maori«. 

Hier wachsen Zitronen, Orangen und Pampelmusen (und natürlich Kiwifrüchte, die im Moment nur 10 cents das Stück kosten, da der Markt mit Kiwifrüchten völlig überfüllt ist). Es gibt Palmen und viele andere native plants. 

Im Moment haben wir Sommer, und es ziemlich heiß. Hier in Te Awamutu – so heißt der Ort, wo ich wohne – sind es zur Zeit 28 Grad Celsius, weiter im Norden ist es noch wärmer. Te Awamutu liegt im Westen der Nordinsel, etwa 100 km von Auckland entfernt. Die Einwohnerzahl liegt bei 8000. Das Klima ist ziemlich mild, denn auch im Winter gibt es keinen Schnee, es ist einfach nur kühler und windiger, und es regnet mehr als sonst. Man lebt hier vom Schafscheren, vom Kiwifruchtexport und von der Milchindustrie. 

Meine Schule, das »Te Awamutu College«, hat 1100 Schüler. Ich gehe in die 6th form und nach den Ferien (vom 27.11.87 bis 2.2.88) in die 7th form. Junge Neuseeländer beginnen mit fünf Jahren ihr Schulleben. Die ersten beiden Jahre heißen Primary I und Primary II, es folgen vier Jahre Standard I, II, III und IV, und die letzten beiden Jahre der Primary School heißen Form I und Form II. 

Nach acht Jahren Grundschule fängt also die höhere Schule an. Sie heißt High School oder College und umfasst die Jahre von Form III bis Form VII. Im letzten Schuljahr, also der Form VII, brauchen die Schüler im Gegensatz zu den vorausgehenden Schuljahren keine Schuluniform zu tragen. Nach der 7th form kann man dann entscheiden, ob man zur Universität geht oder nicht. Um zu studieren, muss man jedoch in der High School oder dem College ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht haben. Man studiert in Auckland oder Wellington. 

Soweit zum Schulsystem allgemein. Mein Schulalltag fängt mit dem Aufstehen um 7.30 Uhr morgens an. Die Schule beginnt um 9.00 Uhr. Allerdings muss jeder Schüler schon um 8.40 Uhr in der Schule sein, um in seiner Vertical Form als anwesend vermerkt zu werden. Und dies ist die Einteilung der Stunden am Tag: 

  • Erste Stunde: 9.00-10.00 Uhr 
  • Zweite Stunde: 10.00-11.00 Uhr 
  • Frühstückspause: 11.00-11.20 Uhr 
  • Dritte Stunde: 11.20-12.20 Uhr 
  • Lunchtime: 12.20-13.15 Uhr 
  • Vierte Stunde: 13.15.-14.15 Uhr 
  • Fünfte Stunde: 14.15-15.15 Uhr. 
  • After that: home time! 

Die Fächer wiederholen sich jeden Tag. Wie aus dem Stundenplan erkennbar wird, hat man nur 5 Fächer. (Das gilt jetzt nur für die 7th form, denn in der 6th form sind es 6 Fächer. Ein Fach fällt jede Woche einmal aus, so dass man auf 5 Fächer pro Tag kommt.) Nach der Schule, um viertel nach drei, gehen alle nach Hause, um Hausaufgaben zu machen. (Meistens werden sie aber abends gemacht.) Die Neuseeländer treiben viel Sport: Baseball, Softball, Rugby, Cricket, Netball, Volleyball, Golf, Basketball etc. Ihre Nachmittagsbeschäftigung ist also meistens der Sport. Am Wochenende geht’s dann raus ans Meer, oder man geht auf irgendwelche Parties. 

Ich bin die einzige Austauschschülerin, die in einer Maori-Familie untergebracht ist. Mein Gastvater ist allerdings Pakeha, was mir die einmalige Chance gibt, beide Kulturen gleichzeitig kennenzulernen. 

Mit dem Englischen geht’s eigentlich ganz gut. Am Anfang hatte ich große Schwierigkeiten, den Maori slang zu verstehen. Es wird jetzt von Tag zu Tag leichter, sich auf englisch auszudrücken, nur die Vokabeln fehlen einem manchmal. Aber ich habe genug Leute um mich herum, die ich ständig fragen kann. 

Mit geht es wirklich sehr gut hier, und ich hoffe, dass die Zeit bis zu meiner Rückkehr im Juli nicht zu schnell vergeht. Ich genieße den Sommer so richtig, denn jetzt, da ich Ferien habe, fahren wir oft ans Meer, und wir haben viel Zeit, den Sommer so richtig auszunutzen. 

Stand: 02.04.2000
Artur Weinhold

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