Weihnachten in kurzer Hose

Von Sabine Portmann

Am wichtigsten ist es an Weihnachten in Bolivien, dass sich die ganze Familie trifft, das heißt: nicht nur die Kleinfamilie, sondern auch Onkel, Tanten und die Oma, eben alle, die dazugehören. Man freut sich, auch die Verwandten aus anderen Städten einmal wiederzusehen, und dann gibt es natürlich viel zu erzählen und zu diskutieren.

Meine Gastmutter hat sieben Geschwister, und da hat man kurzerhand beschlossen, nur die Kinder zu beschenken, weil einfach nicht das Geld dazu da war, jedem etwas zu schenken. So waren es also vor allem die Kinder, die Weihnachten aufgeregt entgegenfieberten.

Man hatte sogar etwas Tannenbaumähnliches organisiert, darunter lag eine kindgroße Porzellanpuppe, die das Jesuskind symbolisieren sollte. Dazu spielte eine ganz besondere Musik, zu der die Kinder für das Christuskind tanzten. Auch mir hat man versucht die Tanzschritte beizubringen, und so tanzten wir dann um den Weihnachtsbaum. Natürlich nur die Kinder, aber auch die, die sich noch als solche fühlten. Es herrschte eine ganz ausgelassene Stimmung, niemand musste sich zur Besinnlichkeit gezwungen fühlen, obwohl einem in den Straßen immer wieder bewusst wird, dass viele in Bolivien mit viel weniger auskommen müssen, auch an Weihnachten.

Das war mein erstes Weihnachtsfest in kurzer Hose. Bei sommerlichen Temperaturen spielte das Radio die Melodie »O Tannenbaum«, und es war so, als müsste es so sein.

Stand: 02.04.2000
Artur Weinhold

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