Zurück zur Aktuellen Seite, Schuljahr 2004/05, zweites Halbjahr


Nicole Schipper
Matrikelnr. 100231
Studiengang: Sek. I ( Deutsch/Geschichte )
Semesteranzahl: 5
Vorbereitungsseminar: Historische Wurzeln der Freiarbeit ( WS 2004 )
Dozent: Prof. Dr. Flessau
Datum: 06.05.05

 

 

Blockpraktikumsbericht

 

Schule:

Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
Friedensstraße 12
44532 Lünen

 

Inhalt

1.

Einleitung: Erste Eindrücke
2.
Untersuchung zu einem schulpädagogischen Thema
2.1
Leistungserziehung
2.2
Pädagogisches Leistungsprinzip des FSG
2.2.1
Innovative Konzepte
2.2.2
Lernen mit neuen Medien
2.2.3
»EinStein«
2.3
Umsetzung im Schulalltag
2.3.1
Geschichtsunterricht
2.3.2
Deutschunterricht
3.
Erste Erfahrungen mit der Lehrerrolle und der Gestaltung von Unterricht
3.1
Praktikantin am FSG
3.2
Planung einer Unterrichtsstunde
3.3
Gestaltung von Unterricht im Fach Deutsch
3.3.1
Erste Unterrichtsstunde in der Klasse 5b
3.3.2
Unterrichtseinheit Märchen
3.3.3
Vertretungsstunden
  • Klasse 5b
  • Klasse 8c
3.4
Gestaltung von Unterricht im Fach Geschichte
3.4.1
Erste Unterrichtsstunde in der Klasse
3.4.2
Erfahrungen im Geschichtsunterricht
3.4.3
Exkursion nach Lünen
4.
Resümee
5.
Literatur
6.
Anhang

 

 

1. Einleitung

Am 8. Februar begann mein vierwöchiges Blockpraktikum am FSG. Ich habe mich bewusst für diese Schule entschieden, da ich selbst dort Schülerin war und viele positive Erfahrungen gesammelt habe. Es erschien mir sehr interessant, selbst einmal die Rolle meiner ehemaligen LehrerInnen zu erproben. Ein Perspektivwechsel, den ich mit Spannung erwartete.

Als ich zur Schule fuhr, nutzte ich die Gelegenheit mir Gedanken über die kommenden Wochen zu machen. Was erwartete ich von der zweiten Praxisphase meines Studiums? Welche Ziele wollte ich erreichen? Würde ich Unterrichtsstunden interessant gestalten können? Wie werden die SchülerInnen auf mich reagieren? Welche Aufgaben stellt das Lehrpersonal an mich? Etwas unsicher und nervös ging ich zum Lehrerzimmer, wo ich um acht Uhr mit meinem Mentor Herrn B. verabredet war. Viele meiner ehemaligen LehrerInnen wussten schon, dass ich mein Praktikum am FSG absolvieren würde und begrüßten mich herzlich. Nicht nur als alte Schülerin, sondern als neues Mitglied im Lehrerzimmer. Meine Nervosität verflüchtigte sich schnell und ich freute mich auf meinen ersten Praktikumstag.

Erste Eindrücke

Die erste Praktikumswoche sollte vor allem zur Orientierung genutzt werden, sodass man Gelegenheit hat, die Schule und den Unterrichtsablauf kennen zu lernen. Am ersten Tag begleitete ich Herrn B. in jede seiner Unterrichtsstunden, am zweiten Tag die Klasse 7b durch den Unterricht. Nach den beiden Einführungstagen erstellte ich mir einen Stundenplan für die nächsten Wochen. Ich konnte selbstständig entscheiden, welche Klassen ich in den Unterricht begleiten wollte und mir meine Zeit frei einteilen. Ich war überrascht, wie viele LehrerInnen sich nicht nur bereit erklärten, sondern sich freuten mich in ihren Klassen begrüßen zu dürfen. In der Orientierungswoche hatte ich zudem Gelegenheit, an einer Lehrerkonferenz teilzunehmen und eine AKO Sitzung zu besuchen, zu der mich mein Mentor mitnahm. Zudem nutzte ich die Zeit um mich für ein geeignet erscheinendes schulpädagogisches Thema zu entscheiden und intensiv das Unterrichtsgeschehen und den Stundenablauf zu beobachten.

Doch die Aufgabe der Hospitation umfasst am FSG nicht bloß die Rolle des stillen Beobachters, wie ich vor allem im Unterrichtsgeschehen von Herrn B. feststellte. Ich wurde vom ersten Tag an aktiv ins Schul- und Unterrichtsgeschehen mit einbezogen. Meine Meinung zu fachlichen Diskussionen und Fragestellungen war durchaus erwünscht und nach anfänglicher Befangenheit nutzte ich die Gelegenheit, meine Eindrücke zu den Unterrichtsstunden zu äußern.

 

2. Untersuchung zu einem schulpädagogischen Thema

Da ich mein Praktikum an einem Gymnasium absolviert habe erscheint mir das Thema Leistungserziehung/Leistungsprinzip geeignet, um darüber in meinem Bericht zu schreiben. Das Gymnasium, historischer Ort der Elitebildung, weckt noch heute bei vielen den Eindruck, dass mit dem Besuch dieses Schultyps zwangsläufig auch eine spätere Eliteplatzierung einhergeht. Tatsächlich aber, ist die persönliche Leistung der einzelnen SchülerInnen und das Engagement der LehrerInnen entscheidend, inwieweit der erfolgreiche Besuch dieses Schultyps als Lebenschance genutzt wird. Neben allgemeinen Anforderungen an das Gymnasium, die unter dem Titel Leistungserziehung zusammengefasst sind, soll untersucht werden, welches Leistungsprinzip am FSG besteht und wie dort die Theorie in die Praxis umgesetzt wird.

2.1 Leistungserziehung

Was versteht man heute unter Leistungserziehung? Welche Anforderungen werden an die Schulen gestellt? Welche Ziele werden angestrebt?

Grob umrissen, soll die Erziehung zur Leistungsfähigkeit der SchülerInnen vor allem Erziehungsarbeit leisten, welche einhergeht mit der betreuenden und beratenden Funktion seitens der Lehrperson. In Zusammenarbeit mit den Eltern soll eine individuelle Förderung der einzelnen SchülerInnen ermöglicht werden, welche eine adäquate Weiterbildung zum Ziel hat. Gekoppelt sind diese Anforderungsbereiche an die systematische Weiterentwicklung des Schulsystems wobei es wichtig ist, dass Schulen sich nicht selbst überfordern, indem sie Ziele verfolgen die außer Reichweite des Unterrichtgeschehens liegen.

Lerninhalte sollten nicht nur lernbar sein, sondern auch außerschulische Verwendungsmöglichkeiten erkennen lassen. Unterrichtsthemen die keinen Anschlussnutzen beinhalten, werden kaum dauerhafte Lernerfolge erzielen.

Die Leistungsfähigkeit von SchülerInnen ergibt sich nicht von selbst, sondern ist das Resultat von Unterrichtsqualität und -produktivität. Entscheidend ist nicht, ob Schulstunden stattfinden, sondern wie sie stattfinden. Zum strukturierten Lehren und Lernen gehört mehr als seinen Schülern nach Art des Nürnberger Trichters, fünfundvierzig Minuten lang Wissen vorzusetzen. Denn Schulleistungen hängen eng zusammen mit der Unterrichtskompetenz der LehrerInnen. Produktiver Unterricht, sollte eine Mischung aus verständlichen Anforderungen, Lernbarkeit des Unterrichtsstoffs und die gezielte Leistungsförderung der SchülerInnen beinhalten. Neben der fachlichen Kompetenz, muss auch eine pädagogische Gesinnung stehen, denn: "Lehrer sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung".

Zur Zeit der Reformpädagogik sprach man vom Wandel der Kindheit, tatsächlich aber ist Kindheit immer im Wandel. Generation um Generation verändern sich die Bedürfnisse und Interessen des Kindes. Schulen und Lehrkörper müssen qualifiziert sein, diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. Das schließt auch die Benutzung neuer Medien ins Unterrichtsgeschehen mit ein. Nicht nur, weil das Interesse der Schüler so geweckt werden kann sondern auch, weil der Umgang mit digitalen Medien besonders geeignet ist um das selbsttätige Lernen der SchülerInnen zu fördern. Lerninhalte, die selbstständig erschlossen werden, bleiben in der Regel meist dauerhafter im Gedächtnis verankert. LehrerInnen sollten im Idealfall ihren SchülerInnen als Impulsgeber mit Fach- und Methodenkenntnis beratend zur Seite stehen

Das Gymnasium, welches ein hohes Prestige genießt und besondere Niveaus in seinen Anforderungen formuliert, sollte nicht mit den Methoden von gestern auf die Anforderungen von morgen reagieren. Nicht träges Wissen sollte vermittelt werden, sondern verständnis- und problemorientierte Lerninhalte. Sinnvoll geordnet, untereinander vernetzbar, mit vielen Anwendungsmöglichkeiten, auch unter Berücksichtigung der späteren Berufswelt. Raum für eigene Projekte und Forschungsarbeiten sollte gegeben sein, sodass SchülerInnen die Möglichkeit haben, kreativ zu arbeiten, ihre eigenen Stärken und Interessen kennen lernen und diese, mit Unterstützung der Schule, verwirklichen können.

Welche Möglichkeiten das FSG dazu anbietet, wird im folgenden Absatz erläutert.

2.2 Pädagogisches Leistungsprinzip des FSG

Das Schulprogramm des Freiherr-vom-Stein-Gymnasium liefert einen ausführlichen und gut strukturierten Überblick über dessen Unterrichts- und Erziehungsarbeit.

Schule wird als Prozess ständiger Weiterentwicklung verstanden, welcher der Fragestellung unterliegt, in wieweit sich alte Ideen bewährt haben, oder ob sie überarbeitungsrelevant erscheinen. Das FSG möchte nicht nur Lerninhalte vermitteln, sondern seinen Schülern eine Plattform bieten, auf der sie "...Selbstvertrauen, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit erlangen, eigene Stärken und Schwächen erfahren können..". Im Mittel- punkt steht vor allem die Sozialisation der SchülerInnen. Toleranz, ein respektvoller Umgang miteinander und Platz für Kreativität, soll SchülerInnen zu konstruktiven, kritisch denkenden Menschen werden lassen. Anonymisierung, durch enorm hohe Schülerzahlen, soll bewusst vermieden werden, da einer " ...Entpersönlichung..." entgegengewirkt werden soll. Die persönliche Beratung und gezielte Förderung der SchülerInnen ist eine Leitlinie des FSG, welche ich auch durch persönliche Erfahrungen bestätigen möchte.

Gymnasien werden als Langzeitschulform beschrieben, die mit dem Erwerb des Abiturs ihren Abschluss findet. Daher besteht die Aufgabe dieser Schulform nicht nur darin Wissen zu vermitteln, sondern auch zu überprüfen ob ein Schüler diesen Anforderungen überhaupt gewachsen ist. Die Erprobungsstufe, dient deshalb vor allem der Beobachtung der SchülerInnen. Am Ende der Klasse 6 entscheidet eine Versetzungskonferenz, ob diese Anforderungen gegeben sind. Auf die Integration der Eltern wird, gerade in der Erprobungsstufe, besonders geachtet da hier die Entscheidungen für die weitere Entwicklung der Kinder verankert sind.Die Zusammenarbeit mit den Grundschulen ist ebenfalls wichtig, da die Einschätzungen und Gutachten der GrundschullehrerInnen herangezogen werden.

An der Bezeichnung Erprobungsstufe haftet oftmals ein negativer Charakter, welcher an Darwins "survivial of the fittest" denken lässt, da SchülerInnen zum Teil einem enorm hohen Selektionsdruck ausgeliefert sind. Doch gerade hier, versucht das FSG seinen Schülern diese Bewährungsprobe so angenehm wie möglich zu gestalten. Schon bei der Klassenbildung werden bestehende Freundschaften berücksichtigt, gleichfalls aber darauf geachtet Möglichkeiten für neue soziale Kontakte zu bieten. Allen 5er Klassen werden Patenteams zur Seite gestellt, sodass sich die neuen SchülerInnen mit ihren Sorgen und Ängsten immer an jemanden wenden können. Die Anforderungen ändern sich dadurch natürlich nicht, doch das Gymnasium ist nun mal eine Schulform die nicht für jeden geeignet ist und durch frühzeitiges Erkennen, dass ein Schüler/eine Schülerin in einer anderen Schulform besser aufgehoben wäre erspart man vor allem dem Kind unnötigen Leistungsdruck und enttäuschte Erwartungen.

Moderne Leistungserziehung bedeutet, wie oben bereits erwähnt, auch außerschulische Anwendbarkeit. Sprachkenntnisse werden vom FSG besonders gefördert. Neben regulären Fremdsprachenunterricht haben SchülerInnen die Möglichkeit, an Fachexkursionen, Auslandsaufenthalten und Arbeitsgemeinschaften in den Sprachen Polnisch und Spanisch teilzunehmen. Sprachbegeisterte können in der Klasse 9 zudem Russisch erlernen.

2.2.1 Innovative Konzepte

" Schüler lernen und lernen, ohne das lernen zu lernen."

" Anders lernen bedeutet selbstständig lernen"

Das FSG hat es sich zur Aufgabe gemacht Schülern zu helfen, eigene Lernprozesse aktiv zu gestalten. Sie sollen in der Lage sein Inhalte selbstständig zu erschließen, Probleme zu erfassen und Ergebnisse präsentieren zu können. Das Projekt " Lernen lernen", bietet den Schülern der Klasse 5/6 ein Methodentraining an, bei dem sie ihren Lerntyp kennen lernen und selbstständiges arbeiten mit schriftlich vorgelegten Informationen erlernen. SchülerInnen können, müssen aber ihren Stundenplan nicht um eine Unterrichtsstunde Methodenlernen erweitern. In der Klasse 6 wird das Methodentraining erweitert. Kinder lernen Referate zu erarbeiten und den Computer als Arbeitsmittel zu nutzen. Außerdem lernen sie Methoden kennen, die es erleichtern große Informationsquellen zu gliedern

2.2.2 Lernen mit neuen Medien

Lernen mit neuen Medien bedeutet am FSG Medienpädagogik, welche Aufklärung und Kompetenzvermittlung in diesem Bereich vermittelt. Genutzt werden soll ein breites Medienspektrum, dass vom Buch, über Karten, Fernsehen und Videos, bis zum Computer reicht. So soll nicht nur die Unterrichtsqualität verbessert werden, sondern auch die Qualifizierung der SchülerInnen auf diesen Gebieten. Mediendidaktische Arbeit findet sich auch im Schulcurriculum wieder, was deutlich macht, dass an der Schule die Integration medienpädagogischer Aspekte genutzt wird, um gezielt die Leistungsfähigkeiten auch in den Einzelfächern zu fördern. So soll in allen Fächern Textverarbeitung und Internetrecherche erprobt werden. Fortbildungen der Lehrkörper in diesem Bereichen, sorgen für die nötige Qualifikation. Im Hinblick auf die soziale Chancengleichheit soll zudem allen SchülerInnen die Möglichkeit geboten werden, den Umgang mit Medien zu erlernen.

2.2.3 »EinStein« – eine Forschungswerkstatt für SchülerInnen.

Besonders begabte SchülerInnen haben oftmals Probleme sich im Unterricht und im Klassenverband zu integrieren, da sie regulärer Unterricht unterfordert und ihnen oftmals zu wenige Möglichkeiten offen stehen ihr Potenzial zu entfalten. Am FSG wurde deshalb eine Plattform geschaffen, wo Interessen und spezielle Begabungen entfalten werden können. Im Mittelpunkt des EinStein Modells steht, wie der Name bereits erahnen lässt, selbstständiges, projektorientiertes, forschendes Lernen. LehrerInnen stehen ihren Schülern als Ansprechpartner und Organisatoren zur Seite und vermitteln Projektideen. Die Forschungswerkstatt befindet sich im Schulgebäude und steht den Schülern, die sich ernsthaft für ein Projektangebot interessieren, jederzeit zur Verfügung. Durch die ständige Nutzungsmöglichkeit haben SchülerInnen die Möglichkeit, sich ihre Projektarbeit flexibel einzuteilen um so ihr Potential voll zu entfalten. Die Forschungswerkstatt steht- und das zeichnet das Projekt aus- nicht nur Hochbegabten zur Verfügung, sondern jedem der sich ernsthaft für ein Projekt interessiert.

2.3 Umsetzung im Schulalltag

Mit dem Begriff Leistungserziehung ist am FSG keine bloße Wissensaufnahme gemeint, sondern die Förderung individueller Bedürfnisse des Einzelnen. Besonders begabte SchülerInnen werden am FSG individuell gefördert, schwache SchülerInnen haben die Möglichkeit an Förderkursen teilzunehmen, um Defizite in bestimmten Bereichen auszugleichen zu können. Bei allen Schülern steht jedoch immer die Gesamtperson im Mittelpunkt und dessen individuelles Lern- und Leistungsverhalten

Meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen haben gezeigt, dass sich die Anforderungen der modernen Leistungserziehung nicht nur mit dem Schulprogramm des FSG decken, sondern auch von der Theorie in die Praxis umgesetzt werden. Die LehrerInnen, die ich in den Unterricht begleitet habe, waren stets motiviert und bemüht ihren Schülern nicht nur Fachwissen zu vermitteln, sondern auch ihre Begeisterung für das Unterrichtsfach zu wecken. Wie die Ideen in beiden Fächern umgesetzt wurden, wird in den nächsten beiden Absätzen deutlich herausgestellt.

2.3.1 Geschichtsunterricht

Geschichte ist für viele SchülerInnen nach wie vor ein Unterrichtsfach, was längst nicht bei jedem auf Interesse stößt. Eine Schülerin zitierte dies treffend: "... Was interessiert mich das, die sind doch eh alle schon tot.."

Gerade im Geschichtsunterricht ist es deshalb wichtig den Schülern vor Augen zu führen, wie stark geschichtliche Ereignisse auf ihr eigenes Leben einwirken. Sie müssen verstehen können, dass die Ereignisse der Vergangenheit Entwicklungen sind, die Auswirkungen auf ihre Gegenwart beinhalten. Das bedeutet man muss versuchen, bei jeder Unterrichteinheit Gegenwarts- und/oder Zukunftsbezüge erkennen zu lassen, welche für ihr das Leben der Schülerinnen als relevant erachtet werden können. Die Grundlage für historisches Denken ist das Nachdenken über Vergangenes, was wiederum in der Gegenwart stattfindet und von Zukunftserwartungen beeinflusst wird. Geschichte sollte als Erinnerungspolitik betrachtet werden und sich zur Aufgabe machen Vergangenes nicht bloß zu erfassen, sondern deuten zu können um Bezüge auf aktuelle Problemlagen herzuleiten.

Vor allen in den höheren Klassen wurden SchülerInnen im Unterricht zum kritischen Denken aufgefordert, indem sie das Unterrichtsmaterial nicht nur inhaltlich erfassen sollten, sondern sich auch kritisch damit auseinander setzten. Quellenarbeit bedeutet am FSG, neben der Beschreibung des Gelesenen/Gesehenen, vor allen Dingen hinterfragen.

Wie geschieht etwas? (aus damaliger Sicht/aus heutiger Sicht )Warum geschieht etwas? (aus damaliger Sicht/aus heutiger Sicht). Zudem wurde viel Wert darauf gelegt, jeden Schüler ins Unterrichtsgeschehen zu integrieren. Unterricht mit wenigen motivierten SchülerInnen zu halten ist sicherlich leichter, guter Unterricht sollte aber alle SchülerInnen mit einbeziehen.

Die Geschichtsdidaktik spricht häufig von der Königsquelle Text. Das bedeutet, im Geschichtsunterricht wird stark buchzentriert gearbeitet. Der Geschichtsunterricht am FSG, wurde jedoch oftmals durch den Einsatz verschiedener Medien aufgelockert. In der Klasse 7a sogar um eine kleine Exkursion in die Stadt erweitert. Doch auch die Arbeit mit dem Geschichtsbuch wurde sehr interessant gestaltet. Die Geschichtsbücher am FSG sind nicht nur farbenfroh illustriert, sondern liefern auch viele alternative Ideen zum klassischen Frontalunterricht. Ich konnte beobachten, wie häufig Schülern die Möglichkeit geboten wurde, in Partner- oder Gruppenarbeit, Lerninhalte selbstständig zu erfassen und ihre Ergebnisse danach im Klassengespräch zu präsentieren. Zudem wurde stets schülerorientiert gearbeitet.

2.3.2 Deutschunterricht

Aktuellen didaktischen Diskussionen zur Folge fehlt es dem Unterrichtsfach Deutsch an einem Lesecurriculum, das geeignet ist die Fähigkeit Texte zu lesen, im Anschluss an den Schriftspracherwerb, systematisch weiter zu entwickeln. Nach dem Schulwechsel bestehen häufig Defizite, Texte sinnzusammenhängend zu erfassen. Während meines Praktikums ist mir dieses Problem ebenfalls aufgefallen.

Das FSG stellt sich meiner Beobachtung nach dieser Problematik. Der Leseprozess wird nicht nur im Unterricht durch häufiges Vorlesen von Texten erprobt, sondern auch durch Lesewettbewerbe gefördert, worauf die SchülerInnen mit Eifer hingearbeitet haben. Spaß und Freude beim Lernen sind wichtige Indikatoren für den Lernerfolg und durch die innovativen Ideen des FSG, wurde vor allem die Motivation der SchülerInnen gefördert. Nicht nur sinnzusammenhängendes Erfassen von Texten wurde geübt, sondern zudem weitere Kriterien erarbeitet, die relevant für das Vorlesen sind .

Zudem wurde viel Wert auf die deutsche Orthografie und Grammatik gelegt. Das Wissen der SchülerInnen auf diesem Gebiet war deutlich höher, als ich bisher an anderen Schulen beobachten konnte. Orthografie und Grammatik dienen nicht nur der richtigen Schreibung, sondern ebenfalls dem Textverständnis. Erfasst man einen Text sprachlich korrekt, ist man besser in der Lage seinen Sinnzusammenhang zu verstehen.

Interessant war auch eine Stunde der Klasse 5d, in der fächerübergreifend unterrichtet wurde. Die Verknüpfung, zwischen theologischer Geschichte und dem regulärem Deutschunterricht, erschien mir sehr gelungen.

Der Unterricht der Klasse 8c wurde durch einen Ausflug zum Schauspielhaus Bochum bereichert. In anschließender Projektarbeit hatten die SchülerInnen die Gelegenheit, einzeln, in Partner- oder Gruppenarbeit eine Reportage für die Zeitung zu diesem Ausflug zu schreiben Sie durften selbst auswählen, welche Arbeiten besonders gelungen erschienen und somit an die Zeitung geschickt wurden. Durch die erfahrende Selbsttätigkeit war eine hohe Motivation seitens der Schüler festzustellen.

Bei allen DeutschlehrerInnen, die ich in den Unterricht begleiten durfte, war zudem ein großes Maß an Engagement festzustellen, was sich in der hohen Produktivität der Klassen wiederspiegelte.

 

3.Erste Erfahrungen mit der Lehrerrolle und der Gestaltung von Unterrichts

3.1 Praktikantin am FSG

Die Aufgaben des Lehrers umfassen die Bereiche des "...Lehrens, Erziehens, Beurteilens, Beratens und Innovierens.. Schüler, sollten als Adressaten dieser Bemühungen verstanden werden, ohne dessen Lernbereitschaft ein solcher Erziehungsauftrag nicht zustande kommen könnte. Aber welche Aufgaben stehen mir als Praktikantin zu?

Vor Beginn meines Praktikums, hatte ich Gelegenheit mir darüber Gedanken zu machen. Werde ich als Praktikantin, neben der Aufgabe der Hospitation, selbst unterrichten dürfen? In wie weit werde ich meine eigenen Vorstellungen von Unterricht integrieren können? Werden meine Unterrichtskonzepte erfolgreich sein? Wird es mir gelingen, vor den Schülern die Rolle einer Lehrperson einzunehmen? Die Erfahrungen aus meinem ersten Praktikum haben mir gezeigt, dass man sich den Respekt der SchülerInnen verdienen muss.

Ich war erfreut, dass ich ab der zweiten Praktikumswoche viele Gelegenheiten bekam mich in der Rolle des Lehrers zu erproben. Ich durfte mich am FSG nicht nur als Besucher und Beobachter fühlen, sondern wurde fast schon als Mitglied des Lehrerkollegiums gesehen.

Das Blockpraktikum sieht ab der zweiten Woche mindestens drei selbstständig gestaltete Unterrichtsteile pro Woche vor. Ich hatte an der Schule nicht nur die Möglichkeit diese Anforderungen zu erfüllen, sondern darüber hinaus meine Unterrichtskompetenz systematisch weiterzuentwickeln, da ich in beiden Fächern ganze Unterrichtsstunden halten durfte und darüber hinaus bei der Gestaltung einer ganzen Unterrichtseinheit aktiv mitgewirkt habe. Zusätzlich bot sich mir die Chance, Vertretungsstunden für Herrn W., in den Klassen 5 b und 8 c halten.

3.2 Planung einer Unterrichtsstunde

SchülerInnen haben ein Recht auf guten Unterricht. Fortlaufende Routinearbeit erschöpft auch den kreativen Geist der SchülerInnen früher oder später. Als LehrerIn muss man deshalb in der Lage sein Abwechslung in den Unterricht zu bringen und versuchen seine Schüler immer wieder aufs neue zu motivieren. Jede einzelne Unterrichtsstunde sollte deshalb gut geplant sein, aber dennoch Raum für Alternativen bieten. Denn keine Stunde verläuft auch tatsächlich planmäßig. SchülerInnen sind keine Maschinen die auf Knopfdruck reagieren wie es gewünscht wird, sondern verschieden denkende Individuen. Als LehrerIn, sollte man deshalb stets improvisieren können, seine Ziele dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren.

Lernziele sollten vor der Stunde festgelegt werden. Wird ein Unterrichtsstoff zu einem Thema umgewandelt, sollte dies unter den Aspekten von "...Verstehen, Erkennen, Anwenden." geschehen. Lernmaterialien müssen sorgsam ausgewählt und die Arbeitsform geplant werden. Wenn eine Klasse kaum Erfahrung mit Gruppenarbeit hat kann nicht erwartet werden, dass SchülerInnen diese Arbeitsform anwenden können. Gruppenarbeit setzt Partnerarbeit voraus und auch die muss gegebenenfalls erst erlernt werden Zudem sollte das Reinspringen ins Thema vermieden werden. Eine gelungene Einstiegsphase ist deshalb ebenso wichtig wie die eigentliche Arbeitsphase und die Ergebnissicherung.

Wie die Theorie von mir in die Praxis umgesetzt wurde, soll im nächsten Kapitel beschrieben werden.

3.3 Gestaltung von Unterricht im Fach Deutsch

3.3.1 Erste Unterrichtsstunde in der Klasse 5b

Meine erste Erfahrung bei der Gestaltung von Unterricht machte ich in der Klasse 5b, im Deutschunterricht von Herrn W. Nach einer Hospitationsstunde wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte eine Stunde zu gestalten. Ich war sehr erfreut über die Chance selbst zu unterrichten. Günstig war zudem, dass meine Stunde zugleich die Einstiegsstunde in ein neues Unterrichtsthema sein würde, so hatte ich Gelegenheit mich bestmöglichst vorzubereiten und das hineinspringen ins Thema zu vermeiden.

Nachdem ich von Herrn W. Unterrichtsmaterial gestellt bekam, hatte ich zwei Tage Zeit mich in Ruhe vorzubereiten und ein Konzept zu erstellen, welches meiner Meinung nach geeignet erschien die Unterrichtseinheit einzuleiten. Als ich mein Konzept erstellt hatte, traf ich mich mit Herrn W. zu einer Vorbesprechung. Herrn W. gefiel meine Unterrichtsidee, lediglich ein paar kleine Änderungen zur Verbesserung des Stundenverlaufs und des zeitlichen Rahmens wurden angeregt.

Bei der Einstiegsphase ins Unterrichtsthema sollten die SchülerInnen Gelegenheit haben selbst etwas Gruseliges zu erzählen. Im sich anschließendem Klassengespräch wurden Kriterien erarbeitet, die es beim gruseligen Erzählen zu beachten gibt. Die Ergebnisse wurden an der Tafel festgehalten. Als Hausaufgabe sollten die SchülerInnen selbst eine Gruselgeschichte schreiben, die spannend sein sollte, aber nicht in das Genre der blutigen Horrorgeschichten fallen sollte.

Als ich mit Herrn W. zum Klassenraum ging, fühlte ich mich trotz der netten Betreuung nervös und angespannt. Ob ich es schaffen würde meine Unterrichtsstunde effektvoll zu gestalten? Nachdem ich meine Klasse begrüßt hatte, legten sich meine Befürchtungen jedoch schnell. Schon bei der Hinführung zum neuen Unterrichtsthema waren meine SchülerInnen begeistert und beteiligten sich rege bei der Frage, ob sie Gruselgeschichten mögen und womöglich selbst an Gespenster glauben würden? Trotz der guten Beteiligung und des durchdachten Konzepts verlief meine Stunde jedoch nicht so gut, wie ich es mir erhofft habe. Ich musste die Erfahrung machen, dass fünfundvierzig Minuten sehr lang werden können. Meine anfängliche Angst, die Zeit würde nicht ausreichen um Ergebnisse mit den Schülern zu erarbeiten, erwies sich als Irrtum. Die Klasse arbeitete so gut mit, dass ich nach fünfunddreißig Minuten bereits alles erarbeitet hatte, was ich mir vornahm. Die restliche Zeit versuchte ich deshalb mit improvisierten Fragen zu überbrücken und die SchülerInnen durften bereits am Ende der Stunde mit ihrer Hausaufgabe beginnen.

Im Anschluss an meine Unterrichtsstunde nahm sich Herr W. Zeit, um mit mir ausführlich über die Stunde zu sprechen. Natürlich wies mein Konzept Schwächen auf, welche mir auch genannt, aber nicht akribisch analysiert wurden. Zusätzlich bekam ich eine Bestätigung, die für mich mehr Wert ist als jedes Lob über perfekte Organisation und Zeitplanung. Nach Herrn W. Einschätzung besaß ich etwas, was man nicht erlernen könne- pädagogisches Talent. Meine Körperhaltung, die Art wie ich mit den Schülern umging, Stimmlage und Tonfall, all das hätte sehr positiv auf die Klasse gewirkt. Man hätte gemerkt, dass ich einen guten Draht zu den Schülern habe, in der Lage bin auf sie zuzugehen und man merken würde, dass mir die Kinder auch tatsächlich am Herzen liegen. Herr W. erklärte mir, dass ich seiner Ansicht nach gut für den Beruf geeignet wäre, was mich sehr freute.

In meiner ersten Unterrichtsstunde habe ich gelernt das Stunden, trotz guter Planung, nicht immer so verlaufen wie es ursprünglich gedacht war. Man sollte sich als LehrerIn nicht am Stundenkonzept festklammern, sondern stets Improvisationsarbeit leisten können, die geeignet ist kompetent durch den Unterrichtsverlauf zu führen.

3.3.2 Unterrichtseinheit Märchen

Meine zweite Unterrichtsstunde hielt ich in der Klasse 5d. Auch hier hatte ich die Gelegenheit eine Einstiegsstunde zu gestalten. Als neues Unterrichtsthema sollten Märchen behandelt werden. Frau P. war es wichtig, dass die SchülerInnen nicht nur lernen Märchen selbst zu schreiben, sondern vor allem neue Märchen kennen lernen sollten. Schon zu Anfang der Unterrichtseinheit stellte sich heraus, dass vielen SchülerInnen die meisten Märchen fremd geblieben sind und bestenfalls noch aus Filmen und Hörspielen bekannt sind. Den Schülern sollte nicht nur der inhaltliche Aufbau von Märchen verständlich gemacht werden, sodass sie in der Lage sind, unter Berücksichtigung formaler Aspekte, selbst Märchen verfassen zu können. Sie sollten sich auch mit den verschiedenen Märchen auseinander setzten können, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten.

Für meine Einführungsstunde hatten Frau P. und ich überlegt, zuerst einmal ein Märchen vorzulesen. Arbeitsmaterial bot nicht nur das Deutschbuch der Klasse 5, sondern vor allen alternative Lern- und Arbeitsmittel, wie Märchenbücher, Märchenpuzzle, Fotokopien...

Frau P. erklärte mir das es wichtig sei, die SchülerInnen von Anfang an für ein neues Unterrichtsthema begeistern zu können. Um die Lernmotivation der Schüler zu wecken, müsse man in jeder Unterrichtsstunde Spannung erzeugen.

Der Einstieg ins Thema sollte für die SchülerInnen interessant gestaltet werden. Um eine angenehme Lernatmosphäre zu erzeugen, brachte ich eine Duftlampe und Tücher mit in den Unterricht, um den Klassenraum gemütlich zu machen. Ich forderte die Kinder auf, einen Stuhlkreis zu bilden und begann das Märchen von "Der Weißen Taube" vorzulesen. Obwohl ich bewusst ein Märchen ausgewählt hatte das relativ unbekannt ist, wussten die SchülerInnen jedoch schnell um welches Genre es sich gehandelt hat. Einige Märchenkriterien wurden auch schon von den SchülerInnen genannt. Eine gute Arbeitsgrundlage also war gegeben. Zudem freuten sich die SchülerInnen aufs neue Unterrichtsthema. Als Hausaufgabe sollten die Kinder ein Bild zu ihrem Lieblingsmärchen malen.

Als die Stunde vorbei war und ich sichtlich erfreut feststellen konnte, dass meine Zeiteinteilung diesmal besser klappte, hatte ich die Gelegenheit mit Frau P. über die Stunde zu sprechen. Besonders erfreut war ich auch über die lieben Worte von Frau P., die mir bestätigte, dass meine Stunde recht gut gelungen war und mein Verhalten bezüglich der SchülerInnen positiv gewirkt habe. Jedoch wies mein Konzept auch Schwächen auf, denn es war durchaus noch schwierig für mich als Impulsträger meiner SchülerInnen zu fungieren. Anstatt geduldig die Antworten abzuwarten war ich zu schnell versucht, Antworten selbst zu geben. Außerdem ertappte ich mich dabei, ein sogenanntes Schülerecho zu leisten, bei dem ich die Antworten der Kinder wiederholte. Frau P. erklärte mir, dass ein solches Verhalten für die Schüler langweilig sei und dankbar für den guten Tipp versuchte ich dieses Verhalten in weiteren Stunden zu unterlassen. Frau P. bot mir nach der Stunde an, bei der gesamten Gestaltung der Unterrichtseinheit während meiner Zeit am FSG aktiv mit zuarbeiten, worauf ich mich sehr freute.

Die folgenden Unterrichtstunden hielt ich überwiegend selbst, wobei ich keinesfalls auf mich allein gestellt war da Frau P. mir bei allen Schwierigkeiten und Problemen immer beratend zur Seite stand. Ich erarbeitete mit der Klasse u.a. verschiedene Märchenkriterien, wie man Nacherzählungen zu Märchen schreibt und was es sprachlich zu beachten gibt. Wobei ich darauf achtete das genügend Zeit blieb neue Märchen vorzulesen, oder vorlesen zu lassen. Zudem hatte ich die Aufgabe Hausaufgaben zu korrigieren, was für mich eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe bot.

Gerade durch die vielen selbstgestalteten Stunden und den Bezug zu den SchülerInnen, fiel mir der Abschied sehr schwer. Die selbstgemalten Bilder und kleinen Geschenke die ich von den Kindern, in meiner letzten Stunde, erhielt haben mich sehr gefreut

3.3.4 Vertretungsstunden von Herrn W.

In meiner dritten Praktikumswoche erreichte mich eine E-Mail von Herrn W. Er teilte mir darin mit, das er an der Grippe erkrankt sei und die nächsten Tage nicht an der Schule sein würde. Zudem fragte er mich, ob ich Interesse daran hätte die Vertretungsstunden in der Klasse 5b und eventuell in der Klasse 8c zu übernehmen.

3.3.3.1 Klasse 5b

Da ich bei der Unterrichtsgestaltung der Klasse 5b bereits mitgewirkt habe, schickte mir Herr W. einige Anregungen als Unterrichtshilfen, ließ mir jedoch bei der Stundengestaltung freie Hand. Die SchülerInnen der Klasse 5b hatten bereits dem Vertretungsplan entnommen, dass ich in den folgenden Deutschstunden den Unterricht für Herrn W. übernehmen sollte und erwarteten mich bereits. Da meine erste Vertretungsstunde eine Doppelstunde war, hatte ich mir überlegt die erste Stunde zur Leseförderung zu nutzen. Lesestoff bot die Geschichte " Nur bei Vollmond" von Vivien Alcock, welche gleichzeitig Unterrichtsstoff für die nächsten Stunden bieten sollte. Als ich die Klasse nach dem Vorlesen fragte, ob ihnen die Geschichte gefallen hat musste ich feststellen, dass viele Begriffe innerhalb des Textes auf Verständnisschwierigkeiten stießen. Deshalb verwendete ich einen Teil der zweiten Stunde mit der Begriffsklärung. Nachdem alle Begriffe geklärt waren hatten die SchülerInnen, während einer Arbeitsphase, die Aufgabe eine Charakterisierung der beiden Hauptpersonen anzufertigen, wobei die ersten Arbeitsschritte gemeinsam mit mir an der Tafel erarbeitet wurden. Da der Text, für eine 5er Klasse, sehr lang erscheint sollte an der Aufgabenstellung als Hausaufgabe zur nächsten Stunde weitergearbeitet werden. Ergebnisse wurden im Klassengespräch an die Tafel gebracht werden.

Während meiner Vertretungsstunden blieb ich mit Herrn W. in Kontakt um ihn von den Unterrichtsergebnissen der SchülerInnen zu berichten und die Planung der nächsten Stunden zu überlegen. Unterrichtsziel der nächsten Stunde, sollte eine Nacherzählung der Geschichte sein. Der Text sollte in Sinnabschnitte unterteilt werden und der Spannungsbogen der Geschichte anhand einer Spannungstreppe erarbeitet werden. Auch bei dieser Aufgabenstellung wurden erste Arbeitsschritte an der Tafel gemeinsam erarbeitet. So konnte ich gut erkennen, welche Schwierigkeiten die SchülerInnen hatten. Ein Problem war die knappe, treffende Wiederholung der Abschnitte. Vielen SchülerInnen fiel es schwer die Kernaussagen der Abschnitte herauszuarbeiten und ich versuchte durch Zusammenfassungen ihren Blick für die wesentlichen Hauptaussagen zu schärfen, wobei sich ein sonst eher passiver Schüler besonders hervortat.

Während meiner Vertretungsstunden habe ich die Erfahrung gemacht, dass die SchülerInnen motiviert waren und mich als Lehrperson akzeptierten. Als Herr W. den Unterricht wieder übernahm konnte ich beobachten, dass meine Ergebnisse in den Unterricht integriert wurden und meine Lerninhalte von den SchülerInnen verstanden wurden. Die SchülerInnen erzählten ihrem Lehrer, sogar ohne Aufforderung, was wir in den letzten Stunden erarbeitet hatten.

3.3.3.2 Klasse 8c

Aufgrund meines Stundenplans konnte ich nur zwei Unterrichtsstunden in der Klasse 8c übernehmen. Da ich zuvor noch keine Stunde in dieser Klasse übernommen habe, war ich gespannt wie sich die SchülerInnen verhalten würden. Mein Unterrichtskonzept baute auf den Ausflug ins Schauspielhaus Bochum vom letzten Donnerstag auf.

Während meiner Einstiegsphase bat ich die SchülerInnen mir von ihrem Theatertag und den letzten Unterrichtsstunden zu berichten, so dass ich mir ein Bild von den letzten Stunden machen konnte. Da sich herausstellte, dass die meisten SchülerInnen mit ihrer Reportage über den Theatertag aus Zeitgründen noch nicht fertig waren hatten sie anschließend Gelegenheit, in eigenverantwortlicher Arbeit, daran weiterzuarbeiten.

Die Klasse nahm diese Aufgabe sehr gewissenhaft, denn die beste Reportage sollte in der WAZ veröffentlicht werden. Ich half meinen Schülern während der Arbeitsphase bei sprachlichen, stilistischen und inhaltlichen Problemen.

Die Aufgabe meiner zweiten Vertretungsstunde bestand darin, mit den Schülern, die Unterschiede der journalistischen Darstellungsformen Glosse& Kommentar noch einmal zu erläutern. Die gemeinsam erarbeiteten Unterrichtsergebnisse wurden an der Tafel festgehalten. Zur Vertiefung des gelernten Unterrichtsstoffes sollte jeder Schüler/jede Schülerin entweder einen Kommentar zu einem Ereignis des Theatertags, oder eine Glosse über die Grippewelle schreiben, die am FSG schon seit gut einer Woche grassierte.

Prinzipiell, hat die Klasse 8c engagiert an ihren Aufgaben gearbeitet, doch anders als in der Klasse 5b versuchten die SchülerInnen öfter zu testen, was sie sich in meinen Vertretungsstunden erlauben können und was nicht. Der Arbeitseifer war leider nicht bei allen ausgeprägt, was mir bei meinem Rundgang durch die Bänke aufgefallen ist. Zudem bot sich mir zuweilen ein Geräuschpegel, der die gewöhnliche Lautstärke während einer Arbeitsphase übertraf. Doch durch höfliche Aufforderungen etwas leiser zu arbeiten und den Verweis, dass über das Thema bald eine Klassenarbeit geschrieben wird, waren die SchülerInnen letztendlich von der Wichtigkeit ihrer Aufgaben zu überzeugen. Zudem möchte ich anmerken, dass die Klasse positiv durch ihr höfliches Auftreten mir gegenüber aufgefallen ist. Die angebotene Hilfestellung zu den verschiedenen Aufgaben meinerseits wurde ebenfalls vielfach in Anspruch genommen.

Trotzdem sind mir die Stundengestaltungen in der Klasse 8c schwerer gefallen als in der Klasse 5b. Ich denke, dass lag vor allem daran, dass ich den Unterrichtsverlauf der Klasse 5b im Vorfeld besser verfolgen konnte und ich die Klasse schon besser kannte.

3.4 Gestaltung von Unterricht im Fach Geschichte

3.4.1 Erste Geschichtsstunde in der Klasse 7d

Meine erste Geschichtsstunde in der Klasse 7d stellte mich aus zwei Gründen vor besondere Anforderungen. Herr K. war nicht nur der Geschichtslehrer der Klasse, sondern zudem auch mein ehemaliger LK Lehrer. Zudem genoss die Klasse 7d nicht gerade den besten Ruf der Schule. Disziplinarmaßnahmen und schlechte Noten waren nicht selten. Als mich Herr K. fragte, ob ich Lust hätte eine Geschichtsstunde zu halten, war ich doch etwas beunruhigt. Thema im Geschichtsunterricht war die "Stadt im Mittelalter". Herr K. und ich einigten uns darauf, dass ich für meine Unterrichtsstunde das Thema "Wie lebten die Menschen in der mittelalterlichen Stadt" vorbereiten sollte.

Mein Konzept bedurfte noch ein paar kleiner Änderungen, bevor die sechste Stunde begann. Nach der Begrüßung folgte ein kleiner Rekurs der letzten Stunde. Ich war überrascht, denn von der vor meinem geistigen Auge ersichtlichen Horrorklasse war keine Spur. Die SchülerInnen arbeiteten gut mit, waren aufmerksam und in der Lage meinem Konzept gut zu folgen. Die Quelleninterpretationen, als auch die sich anschließende Arbeitsphase gelangen, da meine SchülerInnen nicht nur die Fakten herausarbeiteten, sondern ebenfalls die Unterschiede zwischen Arm und Reich erkannten und diese mit der Gegenwart in Bezug setzten. Die Zeiteinteilung- eines meiner größten Probleme- verlief ebenfalls gut.

Nach der Stunde hatte ich Gelegenheit, über meinen Unterricht ein Feedback zu bekommen. Natürlich war auch im Geschichtsunterricht nicht alles perfekt. Ich musste vor allem noch an den richtigen Fragestellungen arbeiten, da meinen Schülern nicht bei jeder Aufgabenstellung schlüssig war, warum sie etwas erarbeiten. Zudem musste ich versuchen die SchülerInnen arbeiten zu lassen und die Antworten nicht vorher selbst vorgeben. Doch was in der Theorie einfach erscheint, ist bei der Umsetzung in die Praxis nicht so leicht. Herr K. erklärte mir jedoch das solche Dinge durchaus lernbar sind und mein Konzept gut durchdacht war. Neben den oben aufgeführten "Problemen" ( ich hoffe ich habe nicht zu viele vergessen), sei meine Unterrichtsstunde sehr gut gewesen und ich nutzte die mir angebotene Chance, auch die nächste Geschichtsstunde in der Klasse 7d zu gestalten.

3.4.2 Erfahrungen im Geschichtsunterricht

Ingesamt habe ich vier Unterrichtsstunden im Geschichtsunterricht gehalten. Eine Vertretungsstunde in der Klasse 7b und drei Unterrichtsstunden in der Klasse 7d. Wie unterschiedlich jede einzelne Stunde sein kann, habe ich besonders in der Klasse 7d bemerkt. So planmäßigdie erste Unterrichtsstunde verlaufen ist, umso unstrukturierter war die zweite. Schlecht geplante Stunden rächen sich, dass habe ich selbst zu spüren bekommen. Keine Stunde ist wie die andere. Man sollte stets in der Lage sein auf die Aspekte der SchülerInnen einzugehen, denn häufig erweitern die Ideen der SchülerInnen den eigenen Blickwinkel und liefern Ideen und Theorien, auf die man selbst nicht gekommen wäre. Wenn SchülerInnen nicht wissen, warum sie etwas tun, oder Fragestellungen nicht verstanden werden bleibt die gesamte Unterrichtsstunde meist unproduktiv.

Als eine Schülerin einen sehr guten Gegenwartsbezug herleitete traf mich das so unvorbereitet, dass ich nicht in der Lage war angemessen darauf zu reagieren, da ich zu sehr in meinem Unterrichtskonzept verankert gewesen bin. Die restliche Zeit der Stunde verlief deshalb unstrukturiert und für die SchülerInnen nicht zufriedenstellend, da ihnen die Bezüge zur Gegenwart fehlten. Wie stark der Unterrichtsverlauf vom Lehrer geprägt ist, obwohl das eigenständige Arbeiten der SchülerInnen gefördert wird, habe ich so besonders deutlich gemerkt.

Allerdings konnte ich im Geschichtsunterricht auch Fortschritte in meinen Konzepten beobachten. Dank vielen nützlichen Ratschlägen der Geschichtslehrer am FSG, habe ich gelernt besser auf die Antworten meiner SchülerInnen einzugehen und ihnen mehr Raum zu bieten sich zu verwirklichen.

3.4.3 Exkursion nach Lünen

In der letzten Praktikumswoche hatte ich Gelegenheit die Klasse 7a auf ihrer Exkursion nach Lünen zu begleiten. Die Stadt Lünen hat sich viele Überreste aus dem Mittelalter erhalten können, sodass ein Ausflug dorthin für das Unterrichtsthema "Die mittelalterliche Stadt" besonders geeignet erschien.

Exkursionsziele, als außerschulische Lernorte, bieten sich aus verschiedenen Gründen als Sequenz einer Unterrichtseinheit an. Die eigene Stadt zu erkunden, dass bedeutet sich mit seiner unmittelbaren Umwelt auseinander zusetzten. Heimatgeschichte ist deshalb sinnvoll, da die Spuren der Vergangenheit in der eigenen Umgebung entdeckt werden und SchülerInnen sich so besser mit dem Unterrichtsthema identifizieren können. Zudem ist es für SchülerInnen interessant die alltägliche Lernumgebung zu verlassen, um etwas neues kennen zu lernen.

Die Lehrperson sollte genügend Anreize für die SchülerInnen bieten ihre Umwelt forschend erkunden zu lassen, sodass Neugier und Interesse geweckt werden können. Herr B. hat es verstanden, bei seiner Klasse nicht nur den Blick für die übergebliebene Vergangenheit zu schärfen, sondern bewusst die Unterschiede zur Gegenwart deutlich zu machen. Historische Fakten wurden nicht nur aufgezählt, sondern ihre Auswirkungen erklärt. Das Lünen eine Grenzstadt war, oft durch Brände zerstört wurde und von Überschwemmungen geplagt war, ist schnell erzählt Die Kunst ist es, diese Fakten den Schülern durch interessante Hinführungen zum Thema Nahzubringen. Die Erkundung von Brandgassen, die Verweise auf Überreste damals bestehender Lippedeiche und die Überlegungen mit der Klasse, warum für die Stadtgründung gerade dieser Standort gewählt wurde machen eine solche Exkursion erst spannend und ich konnte beobachten, wie interessiert die Klasse an ihrer Vergangenheit gewesen ist

Exkursionen sind jedoch nur dann sinnvoll, wenn auch an dessen Anschluss darüber diskutiert werden kann und die Ergebnisse im Unterrichtsgeschehen integriert werden. Die nächste Geschichtsstunde wurde darauf verwendet, die Ereignisse der Exkursion noch einmal Revue passieren zu lassen. Ergebnisse wurden verfestigt, offene Fragen geklärt und neue Fakten erarbeitet. Bei der Exkursion wurde deutlich wie gut sich Geschichtskultur, bei guter Klassenleitung, ins Unterrichtsgeschehen integrieren lässt.

4. Resümee

Sollte ich mein Blockpraktikum in einem Satz zusammenfassen, so würde ich sagen: "Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt." Ich hatte die Chance tiefe Einblicke in das Unterrichtsgeschehen zu sammeln, wurde freundlich aufgenommen und gut von meinem Mentor und dem Kollegium betreut. Das große Vertrauen, dass meinen pädagogischen Fähigkeiten und Unterrichtsideen entgegengebracht wurde, hat mir nicht nur während meiner Praktikumszeit geholfen, sondern mich auch darin bestärkt mein Studium mit Freude und Energie weiter zu führen. Ich weiß, dass der Lehrerberuf für mich der Richtige ist. Natürlich kommt auch ein Praktikumsbericht nicht ohne konstruktive Kritik aus. Die Anforderung SchülerInnen zum kritischen Denken anzuregen, sollte auch bei Lehramtsanwärtern nicht vernachlässigt werden. Doch welche Art von Kritik ist sinnvoll?

Kritik am FSG kann ich nicht äußern, da meine Erfahrungen wirklich sehr positiv waren. Ich denke, wenn es um ein gelungenes Resümee und eine kritische Auseinandersetzung geht, sollte ich Kritik an mir selbst üben. Wo liegen meine eigenen Stärken? An welchen Dingen sollte ich arbeiten? Was fällt mir schwer?

Wichtig ist mir als angehende Lehrerin vor allem authentisch zu bleiben. Kinder haben ein feines Gespür dafür ob man sich verstellt, oder sich so gibt wie man ist. Gegenseitiger Respekt und die Liebe zu den Schülern ist wichtig für die Motivation. Ich habe auch gemerkt, dass mir meine SchülerInnen sehr am Herzen liegen und ich dadurch viel positive Resonanz erfahren habe. Dennoch gab es einiges, was mir noch schwer gefallen ist und was ich noch verbessern möchte.

Es ist mir nicht immer gelungen als Impulsträger für die Schülerinnen zu fungieren. Richtige Schülerantworten sollten stets vor dem Konzept des Lehrers stehen und berücksichtigt werden. Mir ist es jedoch häufig passiert, nicht genügend auf die Ideen der SchülerInnen einzugehen, aus Angst die Stunde aus den Augen zu verlieren. Zudem musste ich mich noch sehr darauf konzentrieren alle SchülerInnen ins Unterrichtsgeschehen mit einzubeziehen. Auch die Beurteilung von Schülerleistungen war für mich nicht immer leicht, wie ich oben bereits erwähnt habe. Ich habe mich oft gefragt, ob ich wirklich in der Lage bin objektiv zu bewerten und in wie weit Sympathie die Beurteilung beeinträchtigt?

Auch die Zeiteinteilung einer Unterrichtsstunde hat mir noch Schwierigkeiten bereitet, gerade weil man nicht das gesamte Unterrichtsgeschehen planen kann. An der Universität lernt man wie man Unterrichtskonzepte erstellt, aber nicht das improvisieren ungeplanter Situationen. Durch die vierwöchige Praxisphase habe ich jedoch viele Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht. Generell habe ich gemerkt das gerade Situationen, welche meist in den Seminaren nicht fachdidaktisch analysiert werden problematisch werden können. Welche Schüler soll ich aufrufen? Wann sollte ich Schlussstriche zu bestimmten Fragestellungen ziehen? Wie benutze ich die Tafel richtig? Welche Fragestellungen sind wann sinnvoll? An dieser Stelle möchte ich mich noch mal herzlich für die Unterstützung der LehrerInnen am FSG bedanken, die mir immer beratend zur Seite standen.

Ähnlich der Schülerbildung, ist auch die Lehrerbildung für mich ein ständiger Prozess der Weiterentwicklung. Abschließend möchte ich sagen, dass ich Schulpraktika während des Studiums für sehr sinnvoll erachte, denn nur in der Schule selbst wird die in der Universität erarbeitete Theorie in die Praxis umgesetzt. Nur im Unterricht kann man erproben, welche Methoden sich bewähren und welche nicht.

5. Literatur

Die Aufgaben des Lehrers. In: Deutscher Bildungsrat:

Empfehlungen der Bildungskommission. Strukturplan für das Bildungswesen. 4. Auflage Stuttgart 1972

Aus: PeP Reader SS 2003, S. 33-37

Horster, L./Rolff, H.-G.: Unterrichtsentwicklung. Grundlagen, Praxis, Steuerungsprozesse.

Beltz Verlag, 2001

Loser, F./Terhart, E.: Schule als Lebensraum — Schüler und Lehrer.

In: Roth. Leo (Hrsg.): Pädagogik. Handbuch für Studium und Praxis. München 1991

Aus: PeP Reader SS 2003, S. 1-11

Mayer, Pandel, Schneider: Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Wochenschau Verlag, 2004

Oelkers, J.: Wie man Schule entwickelt. Eine bildungspolitische Analyse nach PISA.

Beltz Taschenbuch 141

Beltz Verlag, 2003

Praxis Deutsch. Heft 187 ( 2004 )

"Lesestrategien"

Schulprogramm. Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Lünen. ( Auszüge im Anhang )

6. Anhang

Dem Praktikumsbericht ist ein Ordner beigelegt, in dem sich alle Materialien befinden die ich während meiner vier Wochen gesammelt habe und welche ich für den Bericht als wichtig erachte.

Auflistung:


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