Elternbrief des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums
von Dienstag, dem 05. November 1997

Redaktion: Peter Gehrmann

 

Liebe Eltern, liebe Schülerinnen, liebe Schüler,

das FSG befindet sich in einer Zeit des Umbruchs. Vor kurzer Zeit erst haben wir den Schulleiter Herrn Neugebauer verabschiedet, nun folgte ihm in der letzten Woche unser Hausmeister Herr Schlegel in den Ruhestand, der für den sächlichen Bereich unserer Schule zuständig war.

Peter Schlegel, der fünfte Hausmeister am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, war im November 1986 als Nachfolger von Herrn Bunzel zu uns gekommen. Nach elf Jahren mußte er nun aus Krankheitsgründen den Dienst quittieren. Einen endgültigen Nachfolger haben wir noch nicht gefunden, aber einen vorläufigen, Herrn Wichmann, der hoffentlich dieses Amt endgültig übernehmen wird.

Auch im Schulleiterbereich leben wir zur Zeit noch im Übergang; auch hier ist ein Nachfolger noch nicht gefunden. Aber das Verfahren läuft, und wir sind guten Mutes, daß bis zum Beginn des zweiten Halbjahres ein Nachfolger ernannt worden ist. Dieser wäre dann der zehnte Schulleiter unseres Gymnasiums.

Auch dieser neue Direktor wird dann – wie sein Vorgänger – seine Amtszeit mit einer intensiven Bauphase am Stein beginnen. Gott sei Dank, denn die Raumnot hat unerträgliche Formen angenommen. Die Planungen für den Abriß des Pavillons und die Errichtung eines soliden Neubaus an dieser Stelle laufen auf Hochtouren. Das Architekturbüro Marek hat intensiv gearbeitet und erstellt zur Zeit die Detailpläne, immer in enger Zusammenarbeit mit der Schule. In den Osterferien soll dann der Abriß erfolgen und die Baustelle eingerichtet werden.

Für unsere Schule heißt es dann noch einmal, auf die Zähne zu beißen, um ein Jahr mit Kompromissen und Raumenge zu überstehen, doch das sollte gelingen mit dem Ziel vor Augen, dann endlich auch einmal unter normalen Bedingungen arbeiten zu können.

Ich bin zuversichtlich, daß wir die neue Herausforderung gemeinsam schaffen werden, schließlich sind wir ja die Steinfamilie, die schon öfter zusammengerückt ist und schwierige Zeiten überstanden hat.

Herzlichst

Ihr / Euer

J. Korn
(Schulleiter) 

 




Sechs Stunden Arbeit in Oberhausen

Liebe Steinis!

Zunächst wollen wir uns für Eure zahlreichen Spenden bedanken. Auto und Anhänger waren randvoll mit Kleidersäcken, Spielzeug, Kuscheltieren, drei Fahrrädern und anderem. Außerdem konnten wir noch eine Geldspende in Höhe von 800,- DM überreichen. Dabei handelte es sich um Nachträge aus dem Käferlauf, den Erlös aus Herrn Martenkas Jubiläums-Videokassetten-Verkauf und den Überschuß aus der Kollegiums-Abschiedsfeier mit Herrn Neugebauer.

Nun könnte man meinen, daß man mit so einem Transport ziemlich schnell fertig wäre. Aber es kam anders: Wie man an der Überschrift schon erkennen kann, haben wir die Gelegenheit dazu genutzt, gleich ein bißchen vor Ort zu leisten. Im Rahmen des Dorffestes am Samstag, dem 13.9.97, hieß es deshalb für uns zwischen l0.00 und 16.00 Uhr, möglichst viel Trödel, Baguettes, Kuchen und Kaffee an Mann und Frau zu bringen. Und auf der Rückfahrt über die A 2 müssen wir dann noch diesen Artikel schreiben.

Auf jeden Fall haben wir wieder einmal festgestellt, daß es ganz schön wichtig ist, direkten Kontakt mit den Kindern im Friedensdorf und auch mit anderen Helfern zu halten. Es macht einfach viel mehr Spaß, wenn man sieht, wem mit dem Geld und den sonstigen Spenden geholfen wird – mehr Spaß als nur ein Einzahlungsformular in der Sparkasse Lünen auszufüllen. Deshalb ist allen klar: Es war zwar anstrengend, doch wir werden es wieder tun.

Übrigens, am 11.11.97 ist Elternsprechtag. Laßt Brötchen kaufen!! Bestellt Nikoläuse!! Helft uns weiter!!

Mit freundlichen und müden Grüßen

Anna Böhmer (8e), Karl-Heinz Graas, Dennis Rautenberg (8e), Figan Uçar (11)

 




Die Kursfahrten der Jahrgangsstufe 12

Die Fahrt in die Toskana

Am Freitagabend, dem 5. September 1997 gegen neun Uhr traten wir, die Lks Biologie, Erziehungswissenschaft und Deutsch, unsere lange Reise an. Als Begleiter fungierten Herr Blaschke, Herr Janßen, Herr Leismann und Frau Spelsberg. Lag bei den Lehrern die Mehrzahl deutlich auf Seiten der Männer, so war es bei den Schülern genau umgekehrt.

Die 17 Stunden Fahrt verbrachten wir am Anfang laut singend, doch irgendwann wurden auch die enthusiastischen Sänger müde und schliefen ein – übereinander, nebeneinander, auf dem Boden, halb von den Sitzen gerutscht oder irgendwie verdreht.

Als der nächste Morgen graute, waren wir schon hinter Milano und stellten fest, daß hier der Sommer offensichtlich noch nicht vorbei war, was bei 30 Grad und einer leicht defekten Klimaanlage nicht zu überfühlen war.

Wir erreichten Gambassi Terme und damit unsere Ferienwohnungen, jede mit Küche und Terrasse, ein Tennisplatz war ebenfalls vorhanden (der allerdings nur am letzten Tag von Herrn Blaschke und ein paar mutigen Schülern genutzt wurde) und – einen Pool, der sofort als Hauptaufenthaltsort erkoren wurde, sofern wir uns gerade keine Kultur zu Gemüte führten. Morgens und abends aßen wir zusammen unser selbstgekochtes Essen auf der Terrasse, mit weitem Blick über braune und olivgrüne Hügel und mußten feststellen, daß manch einer in seiner analen Phase steckengeblieben war, was sich in weit verstreutem Essen auf Tisch, Stuhl und Kleidern zeigte. Vielleicht war es aber auch nur auf die gestenreichen und fröhlichen Unterhaltungen zurückzuführen.

Die erste große Stadt, die wir besichtigten, war Pisa mit dem Dom, dem zugehörigen Baptisterium und natürlich dem schiefen Turm. Pisa folgten im Laufe der knappen Woche Volterra, Siena, San Gimignano und Florenz.

In Volterra, nach Besichtigung des Etruskermuseums, führte uns ein Fußmarsch an einem ehemaligen Amphitheater vorbei und schließlich zu einer weiteren Kirche, die durch unsere fröhlichen und lauten Gespräche etwas belebt wurde. Nachdem alle dann auch die Abbrüche des Berges, von denen Volterra bedroht wird, besichtigt hatten, ging es auf einem recht abenteuerlichen, steilen und von Büschen überwucherten Weg zuruck zum Bus. (Herr Blaschke: »Immer feste auftreten, dann fliehen die Schlangen!«)

Den Abend verbrachten wir wie sonst auch am Pool, beim »Tabu«-Spielen, Reden und einem Glas Wein.

Florenz, die Welt- und Kulturstadt, beeindruckte durch den Dom, das Baptisterium, eine weitere Kirche, Santa Croce, in der Michelangelo begraben ist, die vielen Geschäfte und eine Brücke, die voller Juweliergeschäfte war und stark an Das Parfüm erinnerte.

Am Tag darauf besichtigten wir Siena und unabdingbar auch den prunkvollen Dom und den Muschelplatz, der durch seine ungewöhnliche Form auffällt. Das von hier stammende Nanini-Eis war unvergleichbar lecker und auch nicht so teuer wie in vielen anderen Städten.

Am Samstag früh, nach abermals fast 17 Stunden Fahrt, sind wir wieder im herbstlich kühlen Deutschland, am FSG angekommen. An diese Fahrt mit guter Stimmung, viel Kultur, aber doch genügend Freizeit werden wohl alle gerne zurückdenken.

Dorothee Dettmer, Jahrgangsstufe 12



Die Fahrt an den Lago di Garda

Die diesjährige Studienfahrt der Leistungskurse Physik, Erdkunde und Mathematik führte an den Gardasee in Norditalien.

Am 5. September ´97 um 22.00 Uhr ging’s voller Freude in den sonnigen Süden, die auch nicht durch die Anwesenheit von Frau Schmidt, Frau Neukirchen und Herrn Goder getrübt wurde. Videofilme sorgten während der Busfahrt für Kurzweil, bis wir am nächsten Tag um 12.00 Uhr in Riva, der nördlichsten Stadt am Gardasee, ankamen. Der dortige Hafen und die Altstadt boten uns kurze Gelegenheit zur Rast, damit es später zum Campingplatz in Cisano weitergehen konnte. Untergebracht war unsere Gruppe in Mobilwohnheimen bis maximal fünf Personen, deren beschränktes Platzangebot wir so gut wie nur möglich auszunutzen versuchten. Diese Backöfen der Mittagszeit waren komplett mit Gasherd, Bad und WC ausgestattet.

Am Abend besuchten wir die nette, kleine Kirmes im Ort. Der erste Tag klang schließlich in fröhlichem Beisammensein aus. Sonntag vormittag besichtigten wir Verona. Höhepunkt war die Balkonszene aus William Shakespeares Romeo und Julia, die im Hof der Giulietta von zwei Freiwilligen nachgestellt wurde. Gegen 20.00 Uhr bummelten wir noch durch Sirmione.

Am Montag kraxelten wir den 2218 Meter hohen Monte Baldo hoch, was jeder mehr oder weniger gut bewältigte.

Der Tagesausflug nach Venedig am 9.9. war die kulturelle Krönung. Zu sehen gab es unter anderem den Dogenpalast und den Markusplatz, wo einer unserer Pädagogen unfreiwillig nähere Bekanntschaft mit einer Taube machte.

Nach der Rückkehr gegen Einbruch der Dämmerung gab es ein gemeinsames Essen im nahegelegenen Restaurant.

Das Programm des nächsten Tages, ein zweiter Veronabesuch, begann erst um 16.00 Uhr, und so hatte man die Möglichkeit, sich von den Strapazen der letzten Abende zu erholen.

Der Donnerstag hatte eine Fahrt rund um den Gardasee mit einem Besuch von Limone, Salo und des Wasserfalls von Varone zum Inhalt. Am leider schon letzten Tag einer sonnenverwöhnten Lk-Fahrt schipperten wir mit dem Schiff von Pesciera nach Garda. Während des dreistündigen Aufenthaltes in der namensgebenden Stadt des Sees konnte man sich an den Strand legen oder über den Markt flaniern. Nachmittags packten wir dann Koffer und abends gingen wir das letzte Mal zusammen Essen, bis wir um 22.00 Uhr die Heimreise antraten, die vierzehn Stunden spater zu Ende ging.

Alles in allem war die schulfreie Zeit gelungen und lustig, wenn auch keine Zeit für Erholung blieb.

Sebastian Heinz & Marko Kovacevic, Jahrgangsstufe 12



Die Fahrt nach London

Die diesjährige Studienfahrt nach London war ein Erlebnis der besonderen Art. Da Prinzessin Diana, die eine Woche zuvor gestorben war, an unserem Ankunftstag beigesetzt wurde, fuhren wir nach unserer Ankunft auf den Britischen Inseln zunächst nach Canterbury, um dem Verkehrs-Chaos in und um London zu entgehen. Wegen der Beerdigung Dianas waren in Canterbury am Vormittag alle Geschäfte geschlossen. Zum Leidwesen einiger Schüler hatten sogar bekannte Fast-Food-Ketten ihren Betrieb vorübergehend eingestellt. Die menschenleere Stadt gab uns jedoch Gelegenheit, die Stadt, die früher bedeutender Pilgerort war, mit ihrer berühmten Kathedrale näher kennenzulernen.

Am frühen Abend erreichten wir die Hauptstadt des Königreiches, wo wir unser einfaches Hotel bezogen. Einige der Zimmer erfüllten nicht die von den Schülern an sie gestellten Erwartungen, doch nach einigem Hin und Her akzeptierten wir den Zustand unserer Zimmer und begaben uns zur Ruh, was im Hinblick auf die daraufolgenden anstrengenden Tage eine weise Entscheidung war.

Am Sonntag gaben uns die Lehrer einen ersten Überblick über die Weltmetropole, indem sie es uns verbaten, die Londoner U-Bahn zu benutzen und uns stattdessen zu Fuß durch die Stadt führten, vorbei an Speaker´s Corner, Buckingham Palace, vor dem sich ein Blumenmeer anläßlich des Todes der Prinzessin erstreckte, Westminster Abbey, Big Ben, den Houses of Parliament und so weiter

Die beiden interessantesten Museen waren das British Museum, das für den Englisch-Leistungskurs Pflichtprogramm war, und das Science Museum, in dem es während unseres Aufenthaltes in London eine interaktive Sportausstellung zu erleben gab, die die Schüler freiwillig besuchten.

Außerdem besichtigten wir die futuristisch anmutende Architekturlandschaft der Docklands, wobei wir uns vorher ausführlich im Docklands Visitors’ Centre informiert hatten. Nach einem kurzen Abstecher zum Nullmeridian in Greenwich, bestiegen wir ein Ausflugsboot, das uns die Themse hinauf zurück ins Zentrum Londons brachte. Einer der kulturellen Höhepunkte der Fahrt war der Besuch des Shakespeare’s Globe Theatre, wo wir eine dreieinhalbstündige Aufführung des Stückes A Winter´s Tale von William Shakespeare gesehen haben. Das Besondere an diesem Theater ist der originalgetreue Nachbau des Theatertyps, den Shakespeare für seine Dramen zur Aufführung benutzt hat. Unser knappes Budget veranlaßte uns dazu, Stehplatzkarten zu kaufen, was uns aber einen besonders authentischen Eindruck der damaligen Aufführungspraxis ermöglichte.

Abends lernten wir das richtige Londoner Nachtleben kennen. So besuchten wir einige Pubs, tranken Guinness, aßen Fish ´n´ Chips und ließen uns im Londoner Stadtteil Soho interessante Angebote unterbreiten. Einige besonders kulturhungrige Schüler trieb es in verschiedene Musicals, was zu unkontrollierbaren Glücksgefühlen bei den Lehrern führte.

Abgesehen von einem Hotelbrand auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der uns in der Nacht aus dem Schlaf riß, und einem tyrannisierenden Busfahrer war die London-Studienfahrt 1997 eine wertvolle Bereicherung des Horizontes der FSG-Schüler und ist auf jeden Fall eine Wiederholung wert.

Jan Angerstein, Felix Ebbinghaus, Philipp Nunnemann, Jahrgangsstufe 12

 




Trierfahrt 1997 der Jahrgangsstufe 10

Am 6. Oktober trafen sich 23 Lateinschüler/ innen der Stufe 10 und zwei Lehrer/-innen um kurz vor 9 Uhr am Hauptbahnhof Lünen, um von dort aus mit dem Zug zur ältesten Stadt Deutschlands zu fahren. Gerade im Kolpinghaus angekommen – kaum Zeit gehabt sich auszuruhen – ging es zu Fuß quer durch die Stadt zum Amphitheater, danach marschierten wir einen Teil der Südallee zurück zu den Barbarathermen. Nachdem der normale Weg, durch den Eingang zu gehen, gescheitert war, kletterten ein paar von uns über den Zaun. Doch was sahen unsere ermüdeten Augen da? Montags geschlossen!!! Weiter ging es zur Mosel, wo wir uns sitzend einen interessanten Vortrag über römische Wasserleitungen angehört haben. Den ganzen Tag erzählte uns Herr Suckrau, daß sein Klavierlehrer (bei dem er schon drei Jahre Unterricht hat) abends im Dietrich´s, einem Lokal in Trier, vorspiele. Von den mehrfach wiederholten Anpreisungen neugierig gemacht, ließen sich manche von uns am Abend dort blicken. Im Nachhinein waren wir aber froh, daß Herr Suckrau uns auf das Konzert hingewiesen hatte, denn es war wirklich toll. Nachts wanderten wir zwischen den Zimmern hin und her. Dies geschah natürlich, im Sinne unserer Lehrer, ruhig.

Dienstag hieß es dann um halb 9 Uhr frühstücken. Danach ging es zur Porta Nigra, um im Regen – wie sollte es auch anders sein – auf die Stadtführerin zu warten. Sie führte uns mit einem Vortrag, wovon wir schon vieles aus unseren Referaten wußten, durch die ganze Stadt. An der Porta Nigra angefangen, ging es weiter, zum Dom und an vielen anderen Sehenswürdigkeiten vorbei, bis wir schließlich und endlich an den Kaiserthermen angekommen waren. Danach hatten wir Zeit Mittag zu essen, und man konnte sein Können auf die Probe stellen, einen Platz bei Mc Donalds zu finden. Am Nachmittag konnten wir dann die Ausstellungsstücke im Landesmuseum Trier bestaunen. Nachdem der Vortrag?- mehr oder weniger – abgeschlossen war, hatten wir bis zum Abendessen Zeit, Trier auf unsere Weise zu erkunden. Am Abend dienten der Kicker, der Billardtisch u.ä. zum Zeitvertreib.

Mittwoch fuhren wir mit dem Bus nach Luxemburg. Während die meisten schliefen, erzählte unsere neue Stadtführerin von ihren zahlreichen Begegnungen mit dem Bundeskanzler, Hillary Clintons Familie und anderen Prominenten. ln der Stadt Luxemburg aufgewacht, waren alle von dem Blick auf die Ober- und Unterstadt begeistert. Mindestens genauso gut fanden alle, daß der größte Teil der Stadtführung im Bus stattfand. Nachdem wir uns für die kleinere Stadtführung zu Fuß entschlossen hatten, konnten manche von uns ihre Französischkenntnisse unter Beweis stellen. Weiter ging es mit dem Bus zu einer angeblich besonders gut erhaltenen römischen Villa. Doch die Enttäuschung war nach so einer Anpreisung groß, als wir vor Grundmauern standen, die zwar echt römisch waren, aber nicht unseren Vorstellungen entsprachen.

Die Stadfführerin wollte uns nicht nur mit den Römern, sondern auch mit den allgemeinen Sehenswürdigkeiten in Luxemburg vertraut machen. Daher kam es, daß wir auch zwei Kathedralen besucht haben. Eine Kathedrale hat einen witzigen Brauch. An einem bestimmten Feiertag muß man die Kathedrale auf einem Bein hüpfend (drei vor, zwei zurück) betreten. Nach einigen Versuchen gaben wir auf. Wieder zurück in Trier hatten wir Freizeit. Am Abend wurden wir wegen guter Führung von Frau Volmer und Herrn Suckrau auf ein Getränk unserer Wahl (kein Alkohol) eingeladen.

Donnerstag morgen schauten wir uns noch einen 3D-Film über die Geschichte Triers an. Dies wurde schon am Vortag als Überraschung angekündigt. Viele waren jedoch geistig im Bett, da sie die Nacht durchgemacht hatten. Noch am selben Morgen hieß es Abschied nehmen. Mit dem Zug ging es bis nach Duisburg und von dort aus mit der S-Bahn weiter quer durchs Ruhrgebiet bis nach Dortmund. Alle kamen mehr oder weniger ausgeschlafen um kurz nach vier zu Hause an.

Harriet Winter, Simone Mühlenbrock (10c)

 




FSG-Schüler beim Tag des Lehrers in Sankt Petersburg mit dabei

Morgen ist der Tag des Lehrers

Verehrte Petersburger!

Am 5. Oktober begehen wir einen der wichtigsten Feiertage in unserem Leben – den Internationalen Tag des Lehrers!

Dies ist ein besonderer Feiertag. Jeder von uns ist mit ihm verbunden, weil wir zu unserer Zeit alle Schüler waren. Und jene, die Glück hatten, haben für immer ihre Erinnerung an die Schule, an ihre erste Lehrerin bewahrt.

»In jedem Menschen ist ein Mozart verborgen«, sagte Saint-Exupéry.

Die Lehrer nämlich bereichern uns nicht nur mit Wissen, sondern öffnen in uns unsere Fähigkeiten, helfen uns, uns selbst zu finden. Es gibt keinen wichtigeren Beruf auf der Welt als den des Lehrers. In seinen Händen ist die heranwachsende Generation. Folglich die Zukunft. Und diese Zukunft hängt unmittelbar davon ab, welche Erziehung die junge Generation erfährt, welche Kenntnisse sie erwirbt.

Ungeachtet der Tatsache, daß unsere Schule im Augenblick nicht die allerbesten Zeiten durchlebt, bewahren die Lehrer die Treue zu ihrem Beruf und gehen jeden Morgen in die Klasse. Und setzen ihre edle Tat der Erziehung der Seele fort.

Unsere lieben Lehrmeister, Dank sei Ihnen gesagt für Ihre endlose Liebe, Ihre Wärme, Mühe und Geduld.

Von Generation zu Generation geben Sie die Staffette der Güte weiter, mit der die Herzen Ihrer Schüler erwärmt werden.

Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit, Glück, Wohlergehen und liebenswerte Schüler, mit denen es immer ein Einverständnis geben rnöge.

Der Bürgermeister von Sankt Petersburg V.A. Jakovlev

(Quelle: Nevskoe Vremja, 4.10.1997, S. 1)



Liebe Leserinnen und Leser des vorliegenden Elternbriefes,

diesen offenen Brief des Bürgermeisters von Sankt Petersburg an die Lehrerinnen und Lehrer der Stadt möchte ich unkommentiert meinem kurzen Bericht über unseren fünften Austausch mit der Goethe-Schule (Schule 515) voranstellen. Am 3.10. nahmen Herr Haverkamp und ich mit 11 Schülerinnen an der Schulfeier zum Internationalen Tag des Lehres in unserer Partnerschule teil.

Die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen der Schule boten »ihren« Lehrerinnen (es gibt an der Schule unter zirka 60 Unterrichtenden nur zwei Kollegen sowie den Schulleiter) ein buntes Programm, um sich bei ihnen für all ihre Mühe und ihren Einsatz in unruhigen Zeiten zu bedanken. Gleichzeitig war diese Feier jedoch auch unser Abschied von zwei Wochen Sankt Petersburg, die angefüllt waren mit dem Einleben in Petersburger Familien, dem langsamen Vertrautwerden mit ungewohnten Lebensumständen, mit einer Reihe von Unterrichtsstunden in unserer Partnerschule, dem Besuch einer Vielzahl von Museen und Schlössern. So besuchten wir u.a. »natürlich« den Winterpalast mit der Ermitage, die Sommerresidenz in Pavlosvsk, die Peter-und-Pauls-Festung, gingen gemeinsam ins Ballett machten einen Ausflug nach Novgorod.

Besonderen Eindruck, denke ich, hinterließ aber auch der Besuch des Museums für Stadtgeschichte, in der wir die Abteilung über die Zeit der 900-tägigen Blockade der Stadt im Zweiten Weltkrieg besichtigten und die nicht unbedingt zum »normalen« Programm deut-scher Touristen gehört. Wir erkundeten die Stadt zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln und lernten, daß auch im überfülltesten Bus, der überfülltesten Straßenbahn fast immer noch Platz für eine deutsche Schülergruppe ist, wenn sie sich nicht abschrecken läßt und mutig mit drängelt.

Unvergeßlich wird mir der Ausruf einer unserer Schülerinnen angesichts einer Metro sein, in der noch einige wenige Sitzplätze frei waren. »Boah, ey, die ist ja voll leer!«

Für mich war dies seit 1990 der fünfte Austausch, d.h. die zehnte Begegnung mit den Kolleginnen der Goethe-Schule – Dank sei ihnen gesagt für ihre Zuverlässigkeit und ihre Freundschaft, aber auch dafür, daß sie mir durch die Begegnung mit ihrer Stadt, ihrer Geschichte, Politik und Kultur ermöglicht haben, vieles mit anderen Augen zu sehen und vertraute Standpunkte zu überdenken und zu relativieren.

Hanna Scholle



Schülerin Nina Jabold: »Es war ein Erlebnis!«

Am Samstag, dem 20. September, gegen fünf Uhr in der Früh, trafen wir – eine Gruppe noch nicht ausgeschlafener Russischschülerinnen – uns auf dem Dortmunder Flughafen, um ins ferne Rußland zu fliegen. Natürlich kam unsere Russischlehrerin Frau Scholle mit; und Frau Haverkamp lieh uns ihren Herrn Haverkamp. Eltern und Freunde waren mitgekommen und harrten bis zum Abflug der Maschine um 7.30 Uhr aus. Nachdem wir in Amsterdam umgestiegen waren, erreichten wir gegen 15.15 Uhr Ortszeit (MEZ + 2 Stunden) Sankt Petersburg.

Mit großem Hallo wurden wir von unseren russischen Freunden und Familien begrüßt. Während der Busfahrt zur Schule bekamen wir einen ersten Eindruck von der Größe der Stadt. Dann wurden wir ins Wochenende entlassen, das wir individuell in den Familien verbrachten.

Als wir uns am Montag in der Schule trafen, tauschten wir erste Erfahrungen aus, die wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Sehenswürdigkeiten und der russischen Küche gemacht hatten. Nach zwei Stunden Russischunterricht sahen wir uns den Deutschunterricht in zwei verschiedenen Klassen an. Nach dem Mittagessen machten wir eine Stadtrundfahrt.

Am Dienstag besuchten wir nach dem Unterricht das Museum der Geschichte der Stadt. In ungeheizten Räumen erfuhren wir alles über die 900-tägige Belagerung Sankt Petersburgs im Zweiten Weltkrieg.

Um uns am Mittwoch zur Ermitage zu bringen, bekamen unsere Russinnen schulfrei. Wir wanderten drei Stunden durch dieses riesige Kunstmuseum und sahen trotzdem nur einen Bruchteil der 65.000 Ausstellungsstücke (3 Millionen besitzt das Museum).

Donnerstag war Literaturtag. In zwei Stunden lernten wir alles über den russischen Dichter Alexander Puschkin. Mit dem Bus fuhren wir dann zu seiner letzten Wohnung, in der er nach einem Duell um die Ehre seiner Frau starb.

Am Freitag war eine Führung durch die Peter-und-Pauls-Festung angesagt. Dort, wo 1703 der Grundstein für die Stadt gelegt wurde, sahen wir uns die Grabstätten der Zaren an. Wir brauchten unsere Lehrer nicht ins Festungsgefängnis zu stecken, sie entließen uns freiwillig zum Einkaufsbummel.

Das Wochenende stand wieder zur freien Verfügung. Einige fuhren nach Peterhof, um sich das prächtige Schloß und die berühmten Fontänen anzusehen, bevor sie für den Winter abgestellt wurden. Aber auch wer nicht nach Peterhof fuhr, hatte keine Zeit für Langeweile; die Stadt hält genügend Ausflugsziele bereit.

Als wir am zweiten Montag nach Pavlovsk fuhren, war es lausig kalt. Zwar besichtigten wir ein Sommerschloß, doch bei 5 Grad Celsius wünschte sich jeder warme Handschuhe.

Am nächsten Tag erfuhren wir mehr über die russische Geschichte als vielen von uns lieb war. Im Wachsfigurenkabinett erzählte man uns alles über die russischen Zaren seit Peter dem Großen und schwärmte von der Schönheit der Herrscher Rußlands, die uns leider verborgen blieb.

Das wohl schlechteste Wetter hatten wir am Mittwoch. Mit einem Kleinbus fuhren wir nach Novgorod, um uns bei strömendem Regen viele Kirchen von außen anzusehen. Im Freilichtmuseum erfuhren wir, wie früher in Rußland gebaut wurde: vornehmlich mit Holz.

Trotz dieser Fülle an Kultur kam unser leibliches Wohl nicht zu kurz, denn am Donnerstag kochten wir in der Schule. Neben typisch russischer Kohlsuppe mit Gemüse gab es Kartoffeln mit Hackfleischfüllung und zum Dessert Pfannkuchen mit Moosbeerengrütze.

Am Freitag feierte man den Internationalen Lehrertag. Doch bevor wir während der Feierlichkeiten offiziell verabschiedet wurden, stand noch der Besuch des Alexander-Newski-Klosters auf dem Programm. Der Rest des Tages konnte zum Koffer packen oder zum Einkaufen genutzt werden.

Und am Samstag um 14 Uhr hieß es dann endgültig Abschied nehmen. Nach zwei erlebnisreichen, anstrengenden Wochen waren wir doch alle froh, als wir in Dortmund landeten. Wir hatten uns vorgenommen, nie mehr über öffentliche Toiletten oder volle Busse zu schimpfen. Einige von uns werden bestimmt noch einmal nach Sankt Petersburg fahren, um den Rest der Stadt zu erkunden und geknüpfte Freundschaften zu vertiefen. Es war ein Erlebnis.

Nina Jabold, 10b


Übersicht

Die Schuljahres-Chroniken 1994/95 | 1995/96 | 1996/97 | 1997/98 | 1998/99 | 1999/00

Elternbrief vom 05.11.1997 | 30.01.1998 | 22.04.1998 | 24.06.1998

Stand: 29.08.2000
Artur Weinhold