Studienfahrt der Leistungskurse Deutsch und Geschichte nach Kreisau vom 9. bis 14.09 2001
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Materialien VIII: Geschichte des Konzentrationslagers Groß-Rosen



 

Die Anfänge des Außenlagers Groß-Rosen gehen auf den Mai 1940 zurück, als das SS-Unternehmen »Deutsche Erd- und Steinwerke« (DEST) den Steinbruch in Groß-Rosen erwarb, um den dortigen Granit abzubauen.
Die dazu benötigte Arbeitskraft wurde durch ein Nebenlager des KL Sachsenhausen »gesichert«. Das Nebenlager wurde direkt neben dem Steinbruch angelegt.
Anfangs sollte das KL Groß-Rosen seine Häftlinge nur aus anderen Konzentrationslagern beziehen (KL Sachsenhausen, KL Buchenwald, KL Auschwitz). Aufgrund des hohen Bedarfs an Häftlingen wurde dieses Vorhaben schon früh aufgegeben und man hat zusätzlich Häftlinge direkt von Gestapo- und Kriminalpolizeistellen, aus besetzten Gebieten (z. B. die Gestapostelle Breslau mit 27 Transporten), bezogen.
Da das abgebaute Granit aus Groß-Rosen wertvoll war, beschloss die DEST die Produktion zu erweitern. Jedoch war die Zahl der Häftlinge, die im Nebenlager Groß-Rosen zusammengefasst waren, unzureichend, ebenso war ihre Zahl nicht stabil genug. Darüber hinaus war die grosse Entfernung zur Zentrale in Sachsenhausen ein weiteres Problem.
So wurde am 1.05.1941 das AL Groß-Rosen in ein selbstständiges Konzentrationslager umgewandelt. 1942 wurde im KL Groß-Rosen ein eigenes Standesamt gegründet. Dies war für die Registrierung der Todesfälle zuständig. Auf diese weise sollte der Einblick einer zivilen Instanz in die Ereignisse im Lager, verhindert werden.
Im Jahre 1941 wurde das KL Groß-Rosen auch zu einem Ort der Vernichtung sowjetischer Kriegsgefangener. So wurden hier rund 2 500 Kriegsgefangene, die aus dem Stalag in Lamsdorf kamen, exekutiert. Ebenso fanden hier öffentliche Hinrichtungen statt. Bei den 124 bekannten Exekutionen starben 582 Personen.
Die Häftlinge wurden in Kommandos eingeteilt. Neben dem grundlegenden »Oberkommando Steinbruch« nahm das Kommando »Barackenbau« eine wichtige Position ein, in dem die Häftlinge gesammelt waren, die beim Ausbau des Lagers beschäftigt waren. Mit der Zeit wurden weitere, innere Arbeitskommandos für laufende Arbeiten im Lager gebildet (Maurer, Tischler, Gärtnerei usw.). 1943 entstanden auf dem Gelände des KL Groß-Rosen Werkstätten der Firmen Siemens und Blaupunkt.
Mit der Zeit begann das KL Groß-Rosen in Niederschlesien und später auch ausserhalb der Grenzen dieser Provinz Nebenlager zu errichten, so z. B. in der Sudetenregion oder auf dem Gebiet des Protektorats Böhmen und Mähren (13 Nebenlager mit 6 500 Häftlingen). Die Mehrzahl der Lager wurde bei Betrieben der Rüstungsindustrie (zur Produktion von Kugellagern, Geschützen, etc.) angelegt.
Das Nebenlager Riese im Eulengebirge genoss dabei eine besondere Autonomie. Dessen Häftlinge waren beim Stollenbau und Errichtung von Objekten für ein neues Hauptquartier Hitlers und die Unterbringung unterirdischer Rüstungsfabriken beschäftigt. Das AL Riese setzte sich aus bis zu 12 Lagern zusammen. Hier waren etwa 13 000 Juden untergebracht. Bis zur Evakuierung des AL Riese im Jahre 1945, gab es hier ca. 4 000 Todesfälle.
Alle Häftlinge des KL Groß-Rosen erhielten zur Kennzeichnung fortlaufende Nummern. Bis 1945 belief sich diese Nummerierung auf 97 400. Wobei im Jahr 1944 eine Zeitlang die frei gewordenen Nummern (aufgrund von Todesfällen, Überstellungen in andere Lager oder Entlassungen) nochmals ausgegeben wurden. Insgesamt waren es etwa 15 000 – 20 000 Nummern.
Die Gefangenen im KL Groß-Rosen waren in Kategorien wie Berufsverbrecher, Homosexuelle, Asoziale und politische Häftlinge unterteilt.
Durch die »vernichtende« Arbeit in den Steinbrüchen und beim Lagerausbau (über 12 Stunden, ohne Pause), die schlechte und unzureichende Nahrung (es war Verboten Pakete zu empfangen), das Fehlen ärztlicher Betreuung, sowie die Misshandlungen der Häftlinge durch die SS-Besatzung, führten zu einer hohen Sterblichkeitsrate in dem KL Groß-Rosen. Während bis Ende 1941 326 Häftlinge starben waren es 1942 bereits 2 757.
Schlechte sanitäre Bedingungen führten zu zahlreichen Erkrankungen unter den Häftlingen, so brachen z. B. Flecktyphusepidemien und Trachome aus.
Kranke und physisch Ausgezehrte (sog. Invalide) wurden ins KL Dachau geliefert und durch neue Transporte ersetzt.
Die Lage der Häftlinge änderte sich als 1942/43 die NS-Regierung beschloss, aufgrund der hohen Verluste im Krieg gegen die UdSSR, die Arbeitskraft der Konzentrationslagerhäftlinge noch mehr für die Rüstungsindustrie zu nutzen. Es wurde erlaubt Pakete zu empfangen und die ärztliche Hilfe wurde verbessert. Trotz dieser Veränderungen starben 1943 immer noch ca. 1 500 Häftlinge, 1944 waren es 1 162 Todesfälle, wobei sich diese Zahlen nur auf das Stammlager beziehen.
Insgesamt gingen durch das KL Groß-Rosen – das Stammlager und seine Nebenlager – ungefähr 125 000 Häftlinge. Unter ihnen waren Belgier, Bulgaren, Chinesen, Deutsche, Franzosen, Griechen, Italiener, Kroaten, Luxemburger, Niederländer, Norweger, Österreicher, Polen, Rumänen, Schweizer, Serben, Slowaken, Spanier, Tschechen, Ungarn und Bürger der Sowjetunion. Eine grosse Gruppe bildeten die Häftlinge jüdischer Herkunft, vornehmlich aus Polen und Ungarn, deren Zahl auf ungefähr 57 000 geschätzt wird.
Die Konzentrationslager lieferten insgesamt 26 000 Häftlinge. Der grösste Lieferant war das KL Auschwitz, aus dem über 40 Transporte mit ungefähr 20 000 Häftlingen aufgenommen wurden.
Von den 125 000 Häftlingen waren rund 26 000 Frauen, die ausschliesslich Jüdinnen waren. Die Frauen wurden ausserhalb des Stammlagers in den 40, speziell für sie vorgesehenen, Nebenlagern (Frauen-Arbeitslager = FAL) untergebracht.
Beim Heranrücken der sowjetischen Armeen wurde das KL Groß-Rosen im Februar 1945 evakuiert. Dabei wurden 44 000 Häftlinge aus dem Lagerkomplex Groß-Rosen in andere Lager überführt (z. B. das KL Mittelbau mit 9 559 Personen, KL Buchenwald mit 6 817, KL Dachau mit 2 514, etc.). Die Evakuierung verschlang zahlreiche Opfer. So kam es durch Hunger, Erschöpfung, Unterkühlung und Erschiessungen, bei Eisenbahntransporten und den sog. »Todesmärschen« in die anderen Lager, zu Hunderten von Todesfällen.
Die Vernichtung der grundlegenden Dokumentation des KL Groß-Rosen erlaubt keine genaue Festlegung einer Bilanz der Opfer des Lagers; nur schätzungsweise kann man sie auf 40 000 Menschen eingrenzen.

* Quelle: Alfred Konieczny: KL Groß-Rosen. Groß-Rosen, Walbrzych: Panstwowe Muzeum, (3. Auflage) 1998

– Darius Okon