Studienfahrt der Leistungskurse Deutsch und Geschichte nach Kreisau vom 9. bis 14.09 2001
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Materialien VII: Groß-Rosen – Der Bericht des Zeitzeugen



 



Genau in der Mitte unseres Polenaufenthaltes stand der Besuch im ehemaligen Arbeitslager Groß- Rosen auf dem Programm. Pünktlich um 9.30 fuhren wir auf den Parkplatz vor den Toren Groß- Rosens, geplant war eine Führung von anderthalb Stunden, so dass wir um 11 Uhr mit dem Zeitzeugen Ludwig Hoffmann verabredet waren. Leider scheiterte die Pünktlichkeit dieses Treffens an der überwältigen Organisation auf die wir vor Ort trafen! Herr Hoffmann musste ganze 120 Minuten auf uns warten, bis wir durchs ganze Lager geführt wurden, einen Videofilm guckten und verschiedene Ausstellungen gesehen hatten. Also fing Herr Hoffmann so gegen 13 Uhr an, uns von seinem Leben zu erzählen. Unseren Zustand konnte man zu der Zeit als durchnässt, unterkühlt und völlig hungrig bezeichnen, aber trotzdem versuchten wir uns in einem kalten Kellerraum ohne Heizung voll auf seine Erzählungen zu konzentrieren.
Herr Hoffmann wurde 1923 in einer Stadt geboren, die bis 1919 deutsch war aber durch die Grenzziehung nach dem 1. Weltkrieg an Polen abgetreten werden musste. Die deutsche Sprache wurde zu Hause weiter gesprochen und polnisch wurde ihm in der Schule durch Nonnen beigebracht.
Nachdem Einmarsch der Deutschen in Polen, wurde Ludwig Hoffmann von seinem Vater beruhigt, dass die Russen schlimmer seien als die Deutschen.
1941 wurde er dann als Jude festgenommen.
Am 7. Oktober 1944 wurde er nach Groß- Rosen gebracht, sein erster Eindruck war, dass alles einem Erholungsheim ähnelte. Er erzählte uns von den Erfahrungen die er dort gemacht hatte, beispielsweise dass unter den Häftlingen Stücke Brot verkauft wurden und dass er durch diesen An- und Verkauf von Essen ungefähr 150 DM in der Woche verdient hat.
Des weiteren erzählte er uns von den Zuständen in den Waschräumen, 10 Leute mussten sich ein Handtuch teilen und jedem wurde dort eine Glatze geschert.
Er selber musste dann auch 3 Wochen in dem Steinbruch arbeiten, allerdings hat er an diese Zeit kaum noch eine Erinnerung. Hinterher wurde er ins Krankenhaus nach Waldenburg befördert. Dort lebten 600 Juden in Häusern mit Dampfheizung. Dort wurde er am 9. Mai 1945 befreit.
Herr Hoffmann versuchte uns einen Einblick in sein Leben zu geben, allerdings gerieten da ein paar Sachen durcheinander, so dass eine Wiederaufarbeitung etwas problematisch ist!
Ich hoffe ich konnte sein anderthalbstündigen Vortrag einigermaßen sinnvoll und ohne allzu großen Fehlern zusammenfassen.

– Mareike Feist