Studienfahrt der Leistungskurse Deutsch und Geschichte nach Kreisau vom 9. bis 14.09 2001
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Materialien IV: Die Literaturlandschaft Schlesien



 

Wendet man sich der deutschen Literatur Schlesiens zu, so trifft man im frühen Barock auf die ersten wichtigen Vertreter.
Der schlesische Gelehrte und Diplomat Martin Opitz (*1597 in Bunzlau – 1639) legte in seinem Buch von der deutschen Poeterey (1624) das Programm der Barockdichtung nieder. Zu seinen weiteren Werken gehörten Dafne (1626) und er gilt als Herausgeber des »Anno-Liedes«. Des Weiteren begründete er durch sein Buch Schäfferey Von der Nimfen Hercinie (1630) die Schäferdichtung in der deutschen Literatur.
Das erste dramatische Genie in der Geschichte der deutschen Literatur, des deutschen Kunstdramas war der Glogauer Arzt Andreas Gryphius.(1616-1664). Zu seinen Werken zählen: Leo Armenius/oder Jämmerlichen Fürsten-Mords Trauer-Spiel (1652), Ermordete Majestät. Oder Carolus Stuardus (1657), Großmüttiger Rechtsgelehrter/Oder Sterbender Aemilius Papianus (1659), Catharina von Georgien (1651), Absurda Comica (1658),Es ist alles eitel und Horribilicribrifax (1663).
Christian Hofmann von Hofmannswaldau, der 1617 in Breslau geboren wurde und im Jahre 1679 starb, war als Ratsherr im Breslauer Stadtrat tätig, wo er durch Werke, wie Auff ihre Schultern oder die Vergänglichkeit der Schönheit zu einer dialektische Steigerung der damaligen Erotik beitrug.
Der in Brockhut 1604 geborene Epigrammdichter Friedrich von Logau sammelte Deutscher Sinn-Gedichte drey Tausend (1654) unter dem Pseudonym Salomon von Glogau.
Johann Scheffler, genannt Angelus Silesius ( 25.12.1624 in Breslau -9.7.1677) ist bekannt durch seinen Cherubinischen Wandersmann (1674) mit vorwiegend religiösem Inhalt.
Opitz, Logau, Dach, Fleming, Gryphius, Hofmannswaldau, Scheffler- die meisten der deutschen Barockdichter kamen aus Schlesien, so auch Johann Christian Günther (1695 in Striegau -1723) am Ende der Epoche. Seine Gedichte sind so ohne Schwulst, dass man in ihm schon den Vorläufer Goethes sieht.

Die nächste sichtbare Spur großer schlesischer Dichter findet man erst in der Romantik wieder.
Der im schlesischen Lubowitz geborene Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) schrieb einfache und innige Gedichte(1837),die durch ihre volksliedhafte Verbreitung für viele Menschen zum Inbegriff der Romantik machten. Später werden sie durch Komponisten wie Mendelssohn, Schumann oder Brahms vertont. Weitere Gedichtszyklen sind Wanderslieder und Sängerleben. Außerdem Die zwei Gesellen, Ahnung und Gegenwart (1815), Das Marmorbild (1819), Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) und Daß Schloß Dürande (1837).

Der Schlesier Gustav Freytag (1816-1895) gilt als Vertreter des Realismus. Er war Hochschulgermanist in Breslau, später Journalist und Reichstagsabgeordneter.
Als Hauptwerk steht sein Kaufmannsroman Soll und Haben (1850).

Der bedeutendste Vertreter des Naturalismus bleibt der in Salzbrunn geborene Gerhart Hauptmann (1862-1946). Hauptmann betrat die literarische Bühne mit seinem 1888 entstandenen Bahnwärter Thiel.
Die Merkmale des Naturalismus kehren aber am deutlichsten in seinen sozialen Dramen auf: Vor Sonnenaufgang (1889), Das Friedensfest (1890), Einsame Menschen (1891), Die Weber (1892) und am Ende dieser Epoche Florian Geyer (1896), Michael Kramer (1900), Die Ratten (1911) und Vor Sonnenuntergang (1932).
Ein weiterer Vertreter des Naturalismus ist der in Neisse geborene Max Herrmann- Neisse (1886-1946)

Der in Nimptsch geborene Dichter Ernst Schenke (1896-1982) zählt ebenso wie der aus Habelschwerdt stammende Hermann Stehr (1864-1940) zu den schlesischen Mundartdichtern.

Zu erwähnen wäre letztlich noch die lokale Besonderheit des Riesengebirges als literarische Sagenquelle. Das Reich des Rübezahls der als Berggeist die Wanderer neckt und den Armen hilft ist immer noch ein bekannter Anziehungspunkt.
Das Lied vom Riesengebirge ist das Riesengebirglers Heimatlied (Blaue Berge, grüne Täler), dass noch heute von den Schlesiern gesungen wird und vom Dichter Othmar Fiebiger stammt.


– Miriam Reitmayer