Studienfahrt der Leistungskurse Deutsch und Geschichte nach Kreisau vom 9. bis 14.09 2001
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Hinfahrt – von der Grenze bis zum Gut



 

Erwartungen an die Studienfahrt nach Überschreitung der deutsch-polnischen Grenze

Vergleicht man die Studienfahrt Kreisau mit den anderen Kursen, die unter anderem nach Wien, London oder in die Toscana gefahren sind, so ist es nicht verwunderlich, dass die Schüler nicht bestgelaunt diese Reise angetreten haben. Man kann sich schliesslich auch was Besseres vorstellen als über holprige Straßen von einem Ort zum anderen zu fahren, um sich ehemalige Konzentrationslager wie das in Groß-Rosen, das Gerhart Hauptmanns Wohnhaus »Wiesenstein« in Agnetendorf , die Kirche »Wang« in Krummhuebel, die Friedenskirche in Schweidnitz oder das Panorama »Raclawicka« in Breslau anzuschauen. Die Möglichkeit zu haben den ganzen Tag am Strand zu liegen und Ballermannlieder wie »Wir wollen Party, Palmen, Weiber und ´n Bier« zugröllen würde jeder der Schüler gegen dieses Mammutprogramm eintauschen wollen. Egal wo man hinschaute Ruinen links, Ruinen rechts, viele kleine Dörfer und nur wenige moderne Städte wie Breslau, Krakau oder die polnische Hauptstadt Warschau. In den Gesichtern der Menschen ist kein Lächeln zu finden. Dieses Bild scheint charakteristisch zu sein für diesen Staat. Folglich sind Sprüche wie »3 Lügen in einem Satz: Ehrlicher Pole, mit eigenem Auto sucht Arbeit« nicht die Ausnahme. Was soll man schon vom einem Staat erwarten, in dem man als erste Attraktion nach dem Grenzübergang der deutsch-polnischen Grenze, junge Frauen sieht die sich für einpaar Mark bzw Zlotys verkaufen (müssen). Man muss bedenken dass, die Menschen bei gleicher Leistung etwa nur 1/5 des Lohnes erhalten, wie die Menschen in Deutschland. Diese Tatsache wird leider sehr oft missachtet.
Bezüglich meiner Erwartung ist zu erwähnen, dass ich bereits viele Male in Polen gewesen bin und in der Stadt Beutchen, welche in Oberschlesien bei Kattowitz liegt, meinen Geburtsort wiederfinde, d.h. für mich war Polen kein Neuland. Gespannt war ich auf das Gerhart Hauptmann Anwesen »Wiesenstein« in Agnetendorf, da wir parallel zu der Studienfahrt in unserem Deutsch-Leistungskurs die novellistische Studie Bahnwärter Thiel gelesen haben sowie das Konzentrationslager in Groß-Rosen, weil ich mir nicht genau vorstellen konnte, wie groß das Ausmaß der Grausamkeit der Anhänger Hitlers sein musste. Ich war gespannt, ob das Prospekt welches wir kurz zuvor über die Herberge und ihre Dienstleistungen erhalten haben, den Erwartungen gerecht werden würde. Der Hauptgedanke war jedoch das Zusammentreffen mit den polnischen Schüler des Breslauer Gymnasiums, da ich geplant habe meine polnisch Kenntnisse aufzufrischen sowie das Zusammensitzen mit den anderen Schülern, um über dies und das zuplaudern. Insgesamt habe ich sehr vieles erfahren können, was mich zu interessieren schien. Leider ist Frau Kraemer nicht mit nach Kreisau gekommen, was ich schade fand, da Frau Kraemer einige Wochen zuvor bereits in Polen war, um uns die erforderlichen Informationen zuliefern, sodass wir uns teilweise selbst informieren mussten.
Auch wenn es nicht die meistbewünschte Studienfahrt neben den Fahrten, die nach London, Wien oder in die Toscana gingen war, sollte man nicht vergessen, dass eine Studienfahrt kein Urlaub ist, sondern eine Fahrt bei der man einen noch tieferem Einblick in die Materie des jeweiligen Leistungkurses bekommt.


– Lukas Potaczala, GE-LK 13.1